Auf dem Bau fehlen in der Provinz Málaga 13.000 Arbeitskräfte und immer mehr Projekte verzögern sich
Generationenwechsel Fehlanzeige, in allen Berufssparten können Stellen nicht besetzt werden. Außerdem kommen kaum noch Arbeiter aus anderen Provinzen nach Málaga
NURIA TRIGUERO
MÁLAGA.
Mittwoch, 9. Juli 2025
Der Arbeitskräftemangel ist in der Baubranche inzwischen so akut, dass immer mehr Projekte in der Provinz Málaga nur mit Verzögerung oder aber gar nicht umgesetzt werden können. Der Verband der Bauunternehmen und Bauträger (ACP) schätzt, dass die Branche momentan 80.000 Personen beschäftigen könnte. Konditional, denn für 13.000 dieser Stellen werden einfach keine Interessenten gefunden. «Unsere Branche ist überaltert, es kommen keine jungen Menschen nach und es fehlt qualifiziertes Personal auf allen Ebenen», versichert ACP-Generalsekretärin, Violeta Aragón. Das durchschnittliche Alter der Beschäftigten läge inzwischen bei 45 Jahren.
Arbeitskräfte fehlen vom Ingenieur, wo etwa ein Bauleiter mit einem Jahresgehalt von über 40.000 Euro rechnen kann, bis hin zu allen am Bauprozess Beteiligten: Maurer, Schalungsbauer, Gipskartonmonteure, Schlosser, Kran- und Maschinenführer, Hebebühnenbediener, Maler, Klempner, Elektriker, Stuckateure... «Es ist schwierig, einen Bautrupp zusammenzustellen», sagt Aragón und versichert, bei vielen Wohnimmobilien sei es inzwischen problematisch, die vereinbarten Bauzeiten einzuhalten. Fielen Arbeitskräfte in der Produktionskette aus, stünde schnell alles still.
Arbeitskräftemangel ist in der Baubranche ein generelles Problem, wenngleich Tiefbauprojekte aufgrund ihres Umfangs mit höheren Preisen jonglieren und die Bauunternehmen normalerweise über einen größeren finanziellen Spielraum verfügen. Das macht es für sie einfacher, Personal zu finden und zu bezahlen. Es sind vor allem Wohnbauprojeke, die ins Stottern geraten und unter dem Arbeitskräftemangel leiden. Dabei sind die gerade jetzt an der Costa del Sol und in der Provinzhauptstadt wieder im Aufwind.
Violeta Aragón warnt, dass gerade zum jetzigen Zeitpunkt, in dem die Bürger bezahlbaren Wohnraum einklagen, Personalmangel die Kosten in die Höhe treibe. «Zum einen, weil bei einem Bauprojekt Zeit Geld ist und jede Verzögerung eine Verteuerung bedeutet. Zum anderen, weil Angebot und Nachfrage die Tarife der Subunternehmen und die Gehälter der Arbeiter anziehen lassen.»
Traditionell wird in der Baubranche mit einem kleinen Team gearbeitet, normalerweise technische Mitarbeiter, um dann je nach Projekt Subunternehmen und Bautrupps unter Vertrag zu nehmen und die einzelnen Bauphasen durchzuführen. Boomt das Geschäft, ist die Konkurrenz um Arbeitskräfte unter den Unternehmen entsprechend groß. Es gibt nur wenige Bauunternehmen, die über eine eigene komplette Belegschaft verfügen, um ein Projekt von Anfang bis Ende allein stemmen zu können.
Keine Arbeiter von außerhalb
Noch eine weitere Entwicklung verschärft den Arbeitskräftemangel in Málagas Baubranche: Aragón erklärt, früher seien viele Arbeiter aus anderen Provinzen Andalusiens nach Málaga gekommen, das sei jedoch total abgeebbt, da auch dort mehr gebaut und mehr Personal gebraucht werde. Hinzu käme die Wohnraumknappheit in Málaga, die es Wanderarbeitern schwer mache, eine Bleibe zu finden.
Die ACP-Generalsekretärin fügt hinzu, dass die Branche einfach nicht in der Lage sei, junge Menschen für die Arbeit zu gewinnen und glaubt, dass dem Bau immer noch ein schlechtes Image anhänge, wenngleich die Branche ihrer Meinung nach viele Vorteile biete. «Der Tarifvertrag in unserem Gewerbe ist ziemlich gut, die Gehälter sind höher als in anderen Bereichen und die Arbeitszeiten erlauben eine gute Balance zwischen Job und Familie. Der Arbeitstag endet um sechs Uhr nachmittags, freitags sogar früher und an Wochenenden wird nicht gearbeitet. Zudem hat sich die Branche sehr weiterentwickelt und die Arbeit ist körperlich längst nicht mehr so hart wie früher. Es wird sehr viel auf maschinelle Unterstützung gesetzt.»
Für Pedro Fontalba, bei der Gewerkschaft CC OO für die Baubranche zuständig, steht außer Zweifel, dass der schlechte Ruf, der dem Baugewerbe anhafte, auf «die immer noch hohe Zahl von Arbeitsunfällen» zurückzuführen ist. In diesem Zusammenhang kritisiert er auch die Risikoprävention einiger Unternehmen: Im vergangenen Jahr habe es 390 Inspektionen der zuständigen Behörden wegen mutmaßlicher Verstöße gegen die Auflagen gegeben.
Pilotprojekt zur Legalisierung von Migranten: Ausbildung in stark nachgefragten Berufen
Der Arbeitgeberverband der Baubranche steht in Gesprächen mit dem Arbeitsministerium, um künftig qualifizierte Arbeitskräfte für den Bau direkt im Ausland unter Vertrag nehmen zu können. Im zurückliegenden Jahr wurden zu diesem Zweck Berufe des Baugewerbes auf die Liste der schwer zu besetzenden Stellen gesetzt. Die Generalsekretärin des Verbandes der Bauunternehmen und Bauträger (ACP), Violeta Aragón, hält diese neue Initiative dennoch für nur schwer durchführbar, da ja jedes Unternehmen die Personalsuche in anderen Ländern selbst machen müsse. Auch verweist sie auf den eklatanten Wohnungsmangel in Málaga, der wohl viele abschrecken würde, in die Provinz zu ziehen. Derweil hat die regionale Delegation des andalusischen Arbeitsministeriums einen anderen Ausweg aus dem Arbeitskräftemangel ins Auge gefasst: die Ausbildung von illegal in der Region lebenden Immigranten in stark nachgefragten Berufen wie etwa in der Baubranche. Im Zuge dieser Ausbildung sollen die Zuwanderer dann durch eine «sozialpädagogische Eingliederung» auch Aufenthaltspapiere erhalten. Das Pilotprojekt wurde erst kürzlich von der Delegationsleiterin, Carmen Sánchez, vorgestellt. Geplant ist, jedes Jahr mindestens ein Ausbildungsangebot in den einzelnen Produktionszweigen der Provinz, inklusive der Baubranche, zu machen, über das Immigranten informiert und zur Teilnahme an den Kursen animiert werden sollen. Im Gespräch sind bereits ein Kurs für Arbeiten mit Beton, ein weiterer für Hilfsarbeiten bei der Montage von Stromnetzen sowie für Klempnerarbeiten und Klimatisierung.
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