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Ein Hubschrauber bei Löscharbeiten am Montag während eines Waldbrands in Málaga. Salvador Salas
Ursachenforschung

Die Vernachlässigung der Wälder erhöht in Málaga die Gefahr von Waldbränden

Landflucht sowie der damit verbundene Rückzug aus Ackerbau und Viehzucht lassen viel Vegetation unkontrolliert sprießen. Bei Feuer vervielfachen sich dann die Schäden

Ignacio Lillo

Málaga

Freitag, 5. September 2025

In diesem Sommer kommt es in Málaga fast täglich zu Waldbränden und kleineren Brandherden, die den Einsatzkommandos und Löschteams des Brandbekämpfungsplans Infoca keine Pause gönnen. Es ist nicht einfach zu klären, warum es so viele und so schwerwiegende Brände gibt. Aber in einem Punkt sind sich staatliche und unabhängige Techniker, Landwirte und Viehzüchter sowie Universitätsforscher einig: Der Rückgang der Landbevölkerung und damit der land- und viehwirtschaftlichen Aktivitäten sowie der Nutzung der Wälder ist ein Szenario, das zwar nichts mit den Ursachen für Brände zu tun hat, aber dafür sorgt, dass sich die Flammen schneller ausbreiten und immer öfter Hunderte von Hektar Land vernichten.

«Die Hauptursache für die vielen Brände ist die Vernachlässigung der Wälder, die mangelnde Produktivität und die Gesetzgebung, die die Menschen daran hindert, in Würde auf dem Land zu leben», erklärt José Antonio Gómez, Forstingenieur und Experte für Prävention und Sanierung. «In mehr als 40 Jahren Demokratie wurde nichts getan, um das Leben und die Wirtschaft auf dem Land zu fördern«, fügt er hinzu.

«Den Wald sich selbst zu überlassen, führt zu dem, was wir jetzt erleben«

Diese Vernachlässigung führt zu einem unkontrollierten Wachstum der Vegetation, was wiederum Brände begünstigt. «Verwechseln wir nicht Waldmasse mit mehr Bäumen.... All die landwirtschaftlichen Anbauflächen in den Mittelgebirgsregionen, die aufgegeben wurden, haben sich in Buschland und nicht in Wald verwandelt«, beklagt Gómez.

Gabriel Gutiérrez Tejada, Ingenieur und technischer Berater der Generaldirektion für Forstpolitik und Biodiversität der andalusischen Landesregierung, erklärt: «Das Problem ist die Struktur des Waldes, auf die das Feuer trifft. Zum Beispiel dringen von einer verlassenen Weide Büsche und Sträucher in den Wald ein, die an Dichte und Höhe gewinnen und sich im Schatten und Schutz der Bäume entwickeln. Bis man dann einen Wald mit einer durchschnittlichen Höhe von 15 Metern mit großen Baumkronen, aber auch sehr hohen Büschen und Sträuchern vorfindet».

Mit anderen Worten: Das gesamte Waldvolumen werde von Biomasse eingenommen, die den Nährboden für einen Großbrand bilde. Ein Wald ohne Unterholz oder mit einer Unterbrechung durch Weide- oder Brachflächen verringere dagegen die Schwere und Größe von Bränden.

«Die Ursache für so viele Brände ist Vernachlässigung des Waldes, mangelnde Produktivität und eine Gesetzgebung, die die Menschen daran hindert, in ländlichen Gebieten in Würde zu leben.

Kommen also ein «wilder» Wald und das Fehlen von Landwirten und Viehzüchtern, die diesen Wald über Jahrhunderte hinweg bewirtschafteten, zusammen, dann breitet sich das Feuer aus und verursacht größere Schäden. Es ist ein kontrovers diskutierter Punkt, da einige politische Positionen dafür plädieren, der Vegetation freien Lauf zu lassen.

Mangel an Viehbestand

Das Weideverbot in den Bergen hat dazu geführt, dass viele Viehzüchter schon vor Jahren aufgegeben haben und nun für die Säuberung der Landschaft gebraucht würden. Antonio Rodríguez, beim COAG-Dachverband für Landwirtschaft und Viehzucht für den Bereich Viehzucht zuständig und selbst Besitzer eines Betriebs mit 1.500 Ziegen in der Sierra Tejeda in La Axarquía, beschreibt die Lage des Sektors: «In den 1970er und 80er Jahren begann man, die Viehzucht in den Bergen abzuschaffen, und zwar auf Initiative von Ingenieuren und Politikern, die versicherten, dass die Viehzucht Schäden verursache. Aber in den letzten zehn Jahren hat sich die Einstellung geändert. Es gibt viele neue Agrarexperten, die erkannt haben, dass die Viehhaltung sehr notwendig ist und dass in Gebieten, in denen es Tiere gibt, die Brände weniger schwerwiegend sind.«

«Wenn wir wirklich helfen wollen, was liegt da näher, als den Hirten den Mindestlohn zu zahlen, damit sie die Feuerschneisen sauber halten»

Noch aber, so bedauert der COAG-Vertreter, glaubten viele in den Verwaltungen Zuständige noch nicht daran. Klar sei auch, dass eine Rückkehr der Viehzüchter in die Berge nach dem Abbau der alten Wirtschaftsstruktur nicht «von Zauberhand» erfolgen könne, sondern einen konkreten Plan erfordere. «Es ist notwendig, in Weideflächen zu investieren, auf die die Bauern ihre Tiere bringen können, mit gutem Zugang, Wasser und Strom. Aber vor allem muss aufgehört werden, Gebühren zu erheben, denn jetzt müssen wir Landwirte bis zu 50.000 Euro für die Nutzung der Weideflächen im öffentlichen Wald bezahlen«, moniert Rodríguez.

Werde sich nichts ändern, so würden auch keine jungen Leute in die Landwirtschaft und in die Berge zurückkehren, bedauert er und fordert, dass die Viehzüchter für die Arbeit, die ihre Tiere bei der Brandbekämpfung verrichten, subventioniert werden.

Forstingenieur José Antonio Gómez seinerseits verlangt, die Abholzung in Schutzgebieten wie dem Nationalpark Sierra de la Nieves zuzulassen, und warnt vor der Gefahr, dass dieser Park das gleiche Schicksal erleiden könnte wie die nahe gelegene Sierra Bermeja, die von einem der schwersten Brände heimgesucht wurde. «Forstwirtschaft ist nachhaltig. Es geht nicht darum, mehr Mittel zur Brandbekämpfung bereitzustellen, sondern es geht um die grundlegende Situation, nämlich die Vernachlässigung der ländlichen Welt, der Produktivität und um eine absurde Gesetzgebung.«, sagt er.

«Bei Hitzewellen kommt es zu einer Zellalterung, nicht nur bei Tieren und Menschen, auch Pflanzen sind empfindlicher».

Wären die Umstände optimal, könnten zumindest die Teilnehmer der Hirtenschule, die jedes Jahr 15 bis 20 Personen ausbildet, einen Arbeitsplatz erhalten. In der Realität wagen jedoch aufgrund wirtschaftlicher Probleme nur sehr wenige Menschen den endgültigen Sprung in diesen Beruf.

«Wenn wir wirklich helfen wollen, was liegt dann näher, als den Hirten den Mindestlohn für das Sauberhalten der Brandschneisen zu geben. Wie viel spart die Verwaltung, wenn sie dort eine Person hat, die ein waches Auge auf die Landschaft hat, Unkraut entfernt und obendrein qualitativ hochwertige Produkte liefert? Am Ende wird der Wald wieder brennen, weil es keinen wirklichen strategischen Plan gibt«, meint Gómez.

Land ohne Lobby

Gutiérrez Tejada stimmt zu, dass die Landflucht ein entscheidender Faktor ist: «Der Verlust der Landbevölkerung bringt einen Mangel an Wachsamkeit und das Ende der Aktivitäten und der traditionellen Landschaftspflege mit sich, die die Brände zuvor aufgehalten haben. Es fehlt auch an Impulsen oder Rentabilität für das Landleben».

«90 Prozent der Brände sind auf Fahrlässigkeit und Fehler, aber auch auf Vorsatz, Böswilligkeit und Brandstiftung zurückzuführen»

Klimawandel

Auch Enrique Salvo, Leiter des Lehrstuhls für Klimawandel an der Universität Málaga (UMA), stimmt mit den anderen Befragten darin überein, dass der Schlüsselfaktor die mangelnde Waldpflege ist. In diesem Zusammenhang weist er darauf hin, das auch Unterholz sehr wettbewerbsfähig sei und einige Arten «ungewöhnliche Größen« erreichten. Salvo: «Wir haben es mit einer großen Menge an Vegetation zu tun, die nicht ihre üblichen Kontrolleure findet wie zum Beispiel Vieh». Aber es gebe auch Stoffwechselveränderungen aufgrund der Art der Niederschläge und der hohen Temperaturen, die dazu führten, dass diese Pflanzen leichter verbrennen als früher. «Bei Hitzewellen kommt es zu einer Zellalterung, nicht nur bei Tieren und Menschen, auch Pflanzen sind empfindlicher«,erklärt der Forscher.

Gibt es eine Lösung?

Über mögliche Lösungsansätze für die Zukunft sagt der Berater der Junta, Gutiérrez Tejada: «Wir müssen neue Modelle entwickeln, die allesamt eine nachhaltige Waldbewirtschaftung beinhalten und nicht nur in die Prävention investieren.» Im Fokus stünden Maßnahmen, die sich positiv auf die Vorbeugung auswirken: «Wenn ich die Straßen ausbessere, um den Zugang zu einem Viehzuchtbetrieb zu erleichtern, damit die Milch rentabel ist und die Schafe nicht im Stich gelassen werden, ist das eine Maßnahme mit einem produktiven Zweck, aber im Falle eines Brandes kann Infoca diesen Weg auch für ein schnelleres Eingreifen nutzen, und das wirkt sich auf die Vorbeugung aus«, gibt Gutiérrez Tejada ein Beispiel für Synergie.

Er fordert weiter: «Wir müssen in die Waldbewirtschaftung investieren, die Nutzung und die Ressourcen des Waldes fördern und die Wertschätzung der knappen lokalen Bevölkerung erhöhen, damit sie vom Wald leben kann. Den Wald sich selbst zu überlassen, führt zu dem, was wir jetzt erleben.«

«Fast 90 Prozent der Waldbrände werden durch den Menschen verursacht»

Die Statistiken des Infoca-Brandbekämpfungplans zeigen, dass die überwiegende Mehrheit der Waldbrände in Andalusien auf das Konto des Menschen geht. Laut von Präsidialamtsminister, Antonio Sanz, vorgelegten Daten war das bei fast 90 Prozent der Brände im vergangenen Jahr der Fall.

Von den 615 Waldbränden (512 kleinere Feuer und 103 größere Brände) im Jahr 2024 wurden fast 33,2 Prozent vorsätzlich und 26 Prozent durch Fahrlässigkeit verursacht. Dagegen waren nur 3,4 Prozent natürlichen Ursprungs. 11 Prozent der Fälle wurden als Unfall eingestuft, 1,1 Prozent waren auf übergreifende Flammen zurückzuführen und fast 21 Prozent hatten einen unbekannten Ursprung, obwohl die meisten davon vermutlich ebenfalls auf Menschenhand zurückzuführen waren. «Bei diesen 90 Prozent der Brände handelt es sich um eine Mischung aus Fahrlässigkeit, Verantwortungslosigkeit und Fehlern, aber auch um Vorsatz, Böswilligkeit und Brandstiftung«, so Sanz. In einigen wenigen Fällen seien auch Blitzeinschläge oder Fehler im Stromnetz als Ursache festgestellt worden.

Um die Brände zu bekämpfen, verfüge die Junta über den Infoca-Plan, «den besten in Spanien und einen der besten in Europa», so der Präsidialamtsminister. Einsatzbereit stünden 40 Hubschrauber und Flugzeuge sowie 4.700 professionell ausgebildete Brandbekämpfer.

«Wir haben das Budget für Infrastruktur und Ressourcen verdoppelt, wir haben 75 Prozent der Feuerwehrfahrzeuge erneuert und wir verfügen über 40 Flugzeuge, die es uns ermöglichen, 10, 15 oder sogar 20 zu einem Brand zu schicken. Und all dies dank einer Rekordinvestition von 257 Millionen Euro, dem größten Budget in der Geschichte von Infoca««, erklärte Sanz.

Weiter verwies der Minister darauf, dass die der Junta angeschlossene Polizeieinheit 88 Prozent der von ihr untersuchten Brände aufklären konnte.

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