30-jähriger spanischer Tourist Opfer von Messerangriff in Berlin
Der Angriff war offenbar antisemitisch motiviert. Festgenommen wurde ein syrischer Flüchtling, der in Leipzig lebte
DPA/SDA
BERLIN.
Donnerstag, 27. Februar 2025
Nach dem blutigen Angriff auf einen 30-jährigen spanischen Touristen im Stelenfeld des Holocaust-Mahnmals in Berlin geht die Berliner Staatsanwaltschaft von einem antisemitischen Hintergrund aus. Der Tatverdächtige, ein 19-jähriger anerkannter Flüchtling aus Syrien, war am Freitagabend wenige Stunden nach der Tat im Umfeld der Gedenkstätte festgenommen worden.
«Nach bisherigen Ermittlungen und dem aktuellen Kenntnisstand sollen Zusammenhänge mit dem Nahostkonflikt bestehen», teilte die Staatsanwaltschaft mit. «Nach bisherigem Kenntnisstand, insbesondere aufgrund entsprechender Äußerungen des Beschuldigten gegenüber der Polizei, soll seit einigen Wochen der Plan in ihm gereift sein, Juden zu töten.» Vor diesem Hintergrund sei auch die Auswahl des Tatorts erfolgt. Über ein antisemitisches Motiv hatten zuerst das Magazin Stern und der Berliner Tagesspiegel berichtet.
Ort bewusst ausgesucht
Das Denkmal für die ermordeten Juden in Europa erinnert in der historischen Mitte Berlins an die sechs Millionen Juden, die unter der Herrschaft der Nationalsozialisten ermordet wurden.
Zudem soll eine religiöse Motivation bestanden haben. Demnach hatte der Mann neben dem Messer als mutmaßlicher Tatwaffe auch einen Koran, einen Zettel mit Versen aus dem Koran sowie einen Gebetsteppich in seinem Rucksack dabei.
Der Angreifer wurde am Samstag dem Haftrichter vorgeführt und befindet sich in Untersuchungshaft. Er lebte in einer Flüchtlingsunterkunft in Leipzig. Einsatzkräfte durchsuchten die Einrichtung.
Der 19-Jährige wird verdächtigt, den Spanier von hinten mit einem Messer angegriffen und lebensgefährlich am Hals verletzt zu haben. Der 30-Jährige aus Bilbao musste notoperiert und zeitweise in ein künstliches Koma versetzt werden. Lebensgefahr bestehe nicht mehr, hieß es bereits am Samstag. Nach der Tat wurden auch einige Menschen von Rettungskräften betreut, die Zeugen des Geschehens geworden waren.
Unterstützung von Botschaft
Der Minister für Sicherheit der baskischen Regionalregierung, Bingen Zupiria, erklärte am Samstag, man sei in Kontakt mit dem spanischen Außenministerium und der deutschen Polizei; der spanische Außenminister José Manuel Albares wiederum hat nach Information der Nachrichtenagentur EFE die spanische Botschaft in Berlin angewiesen, dem Opfer des Attentates und seiner Familie jede erdenkliche Hilfe zukommen zu lassen.
Während der Polizeimaßnahmen lief der mutmaßliche Täter den Angaben zufolge auf die Beamten zu. Ihnen fielen seine blutverschmierten Hände und die Hose auf. Daraufhin nahmen sie den Mann fest. Der 19-Jährige soll den Angaben zufolge 2023 als unbegleiteter minderjähriger Flüchtling nach Deutschland gekommen sein.
Er habe bei der Festnahme einen klaren Eindruck gemacht, hieß es. «Ob eine psychische Erkrankung vorliegt, ist Gegenstand der Ermittlungen.» Anhaltspunkte für Verbindungen zu anderen Personen oder Organisationen lägen nicht vor. Der Beschuldigte sei strafrechtlich in Berlin bisher nicht auffällig geworden und war weder polizei- noch justizbekannt.
In den vergangenen Wochen und Monaten gab es in Deutschland mehrere auch tödliche Angriffe, deren Hintergründe allerdings unterschiedlich waren. Das Thema Migration dominierte daraufhin den Bundestagswahlkampf.
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