Änderungen bei Steuern und Abgaben könnten die Stromrechnung weiter in die Höhe treiben
Zum Jahresende gibt es noch viele Fragezeichen bei Stromsteuer, fixen Kosten, variablen Tarifen und Zahlungen an die Stromerzeuger
JOSÉ M. CAMARERO
MADRID.
Donnerstag, 26. Dezember 2024
In wenigen Tagen entscheidet sich, wie sich die neue Stromrechnung zusammensetzen wird und nicht wenige schaudert es bereits jetzt. Kein Wunder, denn mögliche Neuerungen kommen in einem Moment, in dem die Erzeugerpreise bereits in die Höhe geschossen sind und an den maximalen Jahreshöchstwerten kratzen. Eine unheilvolle Gemengelage, die alle Aspekte der monatlichen Stromrechnung und die Berechnung des Endtarifs betreffen wird: die Steuern – sichtbare und auch verdeckte –, die fixen Preisbestandteile und nun auch die variablen Tarife.
Ein erster Zweifel mit Blick auf die neuen Tarife ist die mögliche Aussetzung der Abgabe, die Unternehmen für die Stromproduktion in ihren Kraftwerken zahlen – eine feste Größe in Höhe von 7 Prozent. Für deren Aussetzung stimmten PP, Junts und andere Parteien (Vox, ERC und CCC) im Kongress und bremsten so die regierende PSOE aus, die diese Abgabe wieder wie bereits vor der Energiekrise 2022 anwenden wollte. Von 2022 bis jetzt hatte die Regierung Rabatte auf die Strompreise ermöglicht, um so die Auswirkungen der Inflation zu mildern.
Sollte diese Abgabe gänzlich wegfallen, so warnte die Regierung bereits, müssten die festen Gebühren auf der Stromrechnung angehoben werden, um die Einnahmeverluste auszugleichen. Diese Gebühren, die zu den fixen Preisbestandteilen gehören, machen ein Viertel der Stromrechnng aus und dienen zur Finanzierng der Stromschulden, der Prämien für alte erneuerbare Energien oder für Garantiezahlungen für eine Stromversorgung zu gleichen Bedingungen für die Inseln und nicht zum Festland gehörige Gebiete.
Auch ist kurz vor Jahresende noch nicht klar, ob es Veränderungen hinsichtlich der ursprünglichen Prognosen für zwei Steuern geben wird, die ebenfalls Einfluss auf die Stromrechnung haben. Eine davon ist die Mehrwertsteuer (IVA), die im Prinzip wieder auf ihren ursprünglichen Satz von 21 Prozent angehoben werden soll, und zwar unabhänig von der weiteren Preisentwicklung. Mit anderen Worten: Ab 1. Januar 2025 gibt es keine Variation der Mehrwertsteuer je nach dem durchschnittlichen monatlichen Strompreis auf dem Großhandelsmarkt mehr. Bisher wurde die Mehrwertsteuer für Haushalte mit vertraglich vereinbarter Leistung bis 10 kW auf 10 Prozent gesenkt, wenn der durchschnittliche Strompreis auf dem Großhandelsmarkt vor dem letzten Tag des Abrechnungszeitraums über 45 Euro/MWh lag. Bei der Sonderabgabe auf Elektrizität, kurz IEE, liegt der Steuersatz bei 5,11 Prozent, nachdem er 2023 auf 0,5 Prozent gesunken war.
Die noch offenen Fragen über das Aussehen der Stromrechnung ab kommendem Jahr schüren die Ungewissheit der Verbraucher in einem Moment, in dem die Strompreise spürbar angezogen haben: Seit 26. November liegen sie auf dem höchsten Niveau des gesamten Jahres 2024. Am 12. Dezember wurde mit 146 Euro/MWh der Spitzenpreis registriert, einen Tag später war Strom nur drei Euro pro MWh billiger. Seit Ende November gab es kaum einen Tag, an dem der Strompreis unter 120 Euro/MWh lag. Lediglich am langen Wochenende Anfang Dezember wurde es für die Verbraucher aufgrund der geringen Nachfrage etwas günstiger.
Die Prognosen für 2025 deuten auf hohe Strompreise hin, zumindest wesentlich höhere als der Durchschnittspreis der zurückliegenden zwölf Monate. Laut Terminmarkt könnte der durchschnittliche Strompreis im kommenden Jahr bei fast 70 Euro/MWh liegen. Für das erste Quartal 2025, also just die bevorstehenden Wintermonate, wird sogar von einem Preis von 80 Euro ausgegangen.
In Erwartung der Vergütung
Die fünf großen Stromversorger Spaniens – Iberdrola, Endesa, Naturgy, Viesgo und EDP – hoffen derweil darauf, von 2026 bis 2031 pro Jahr 670 Millionen Euro auf ihre Rechnungen umwälzen zu können, um so notwendige Investitionen und die Anpassung des gesamten Stromnetzes an die neue wirtschaftliche Realität finanzieren zu können. Diese neue Realität wird bestimmt durch eine wachsende Zahl an Anlagen für erneuerbare Energien, die Nachfrage durch neue, verbrauchsintensive Unternehmen oder Investitionen in die Sicherheit der Stromleitungen, um die Versorgung gewährleisten zu können. Insgesamt sind dafür Investitionen in Höhe von vier Milliarden Euro erforderlich, die sich die Unternehmen in Form von Vergütungen teils von den Verbrauchern zurückholen möchten. Die Höhe der Vergütungen wird von der Nationalen Kommission für Märkte und Wettbewerb (CNMC) festgelegt, dürfte künftig ein Drittel der Stromrechnung ausmachen.
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