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Königsfamilie Ende Oktober in Sotres (Asturien): Harmonie nur Fassade? EFE

Das erwartet Spanien im Jahr 2025

Politische Instabilität, Separatisten, Dürre, Flüchtlinge, königliche Skandale und der Heilige Gral werden Spanien dieses Jahr erneut in Atem halten

MANUEL MEYER

MADRID.

Donnerstag, 2. Januar 2025

Würde man Nostradamus Glauben schenken, müssten wir uns im kommenden Jahr erneut auf eine globale Wirtschaftskrise und eine Beschleunigung der Erdtemperatur mit zahlreichen Naturkatastrophen in Europa und auch in Spanien vorbereiten.

Zwar sind die Prophezeiungen des französischen Wahrsagers aus dem 16. Jahrhundert nicht immer sehr präzise, sogar eher vage und mehrdeutig. Doch in der Vergangenheit trugen sich tatsächlich viele Dinge zu, die er vorhergesagt hatte. Und mit der Klimapolitik und dem Wirtschaftskampf, den der neue US-Präsident Donald Trump vom Zaun brechen will, könnten Nostradamus´ Vorhersagen tatsächlich wahr werden.

Royaler Skandal

Zweifellos dürfte es 2025 in Spanien klimatisch, politisch, gesellschaftlich, aber auch wirtschaftlich wieder heiß zugehen. Sogar im Königspalast. Dafür will Jaime del Burgo sorgen. Der ehemalige Schwager von Königin Letizia, der von 2012 bis 2016 mit Letizias Schwester Telma Ortiz verheiratet war, behauptete bereits 2023 in seinem Skandalbuch 'Letizia und ich', eine heimliche Affäre mit der spanischen Königin gehabt zu haben, als diese bereits mit König Felipe verheiratet war.

Nun will Del Burgo noch einen drauflegen. Noch in der ersten Jahreshälfte 2025 soll ein Film über seine angebliche Liebesgeschichte mit Letizia herauskommen. Der Königspalast gibt traditionell keine Stellungnahme zu solchen Behauptungen ab. «Jaime del Burgo ist aber absolut glaubwürdig. Er besitzt Unterlagen und Bilder, die diese Beziehung belegen». Letizia und Felipe seien nur für die Öffentlichkeit zusammen. «Es ist alles fake, privat existiert keine Ehe mehr zwischen ihnen», erklärte vor kurzem der spanische Royal-Experte Jaime Peñafiel.

Wie dem auch sei: 2025 könnte für Spaniens Monarchen also ein richtiges Annus horribilis werden. Das spanische Königspaar dürfte froh sein, dass Kronprinzessin Leonor davon zumindest wenig mitbekommen dürfte. Die spanische Thronfolgerin fängt im Rahmen ihrer dreijährigen Militärausbildung in allen drei Waffengattungen im Januar bei der spanischen Marine an und wird sechs Monate lang mit dem Schulschiff Juan Sebastián Elcano um den Erdball segeln – weit entfernt von den Skandalnachrichten um ihre Mutter.

Dürre und Flüchtlinge

Doch bekommen die Spanier 2025 auch wirkliche Probleme zu spüren. Der weltweite Klimawandel wird erneut hohe Temperaturen, Trockenheit und extremen Wetterphänomene wie Stürme, Überschwemmungen und Dürren mit sich bringen. Vor allem in der Mittelmeerregion Katalonien, Valencia, Murcia und auf den Balearen. Und natürlich auch in Andalusien, wie der spanische Wetterdienst Aemet prognostiziert. Davon wird sich auch die internationale Gemeinschaft überzeugen können, wenn zwischen dem 30. Juni und dem 3. Juli in der andalusischen Hauptstadt Sevilla die vierte Internationale Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung der Vereinten Nationen stattfinden wird.

Ein weiteres Problem wird vor allem auf den Kanarischen Inseln die illegale Migration bleiben. Gerade mit Blick auf die anhaltenden Dürren und die regionalen Konflikte und Militärputsche in zahlreichen afrikanischen Staaten der Sahel-Zone werden auch 2025 erneut Zigtausende Bootsflüchtlinge aus Mauretanien, Mali, Marokko und dem Senegal versuchen, die vor der westafrikanischen Küste liegenden spanischen Ferieninseln im Atlantik zu erreichen.

Allein über Weihnachten gelangten fast 1.900 Bootsflüchtlinge auf die Kanaren. Damit wurde 2024 auf den Kanaren zu einem neuen Rekordjahr mit knapp über 45.000 Migranten. Der Seeweg zwischen der Westküste Afrikas und den Kanaren gehört zu den tödlichsten Migrationsrouten der Welt. Nach Schätzungen der spanischen Flüchtlings-NGO Caminando Fronteras starben 2024 allein auf dieser Migrationsroute mehr als 9.700 Menschen – darunter auch Tausende Kinder und Jugendliche.

Viele Bewohner wie auch die Insel-Regierung sehen sich von der Situation überfordert und fordern mehr Solidarität und Hilfe aus Madrid. Doch gerade die notwendige Übernahme von Migranten durch andere spanische Regionen entwickelte sich 2024 zu einem parteipolitischen Machtspiel zwischen Sozialisten und Konservativen, das auch 2025 wieder im Zentrum zahlreicher politischen Streitigkeiten stehen wird.

Generell wird der politische Schlagabtausch zwischen den regierenden Sozialisten (PSOE) von Ministerpräsidenten Pedro Sánchez und den Konservativen (PP) von Oppositionsführer Alberto Núñez Feijoo in diesem Jahr noch mal an Härte gewinnen.

Das verflixte siebte Jahr

Sánchez geht 2025 in sein siebtes Regierungsjahr. Und es könnte das berühmt-berüchtigte verflixte siebte Jahr werden. Zwar gab er sich Anfang Dezember auf dem 41. Parteikongress der Sozialisten in Sevilla noch mehr als «optimistisch», bis zum Ende der Legislaturperiode 2027 durchzuhalten. Aber das steht in den Sternen.

Tatsächlich mehren sich die Meinungen, Pedro Sánchez könnte nach Frankreichs Michel Barnier und Olaf Scholz der nächste Regierungschef sein, der den Hut nehmen muss. Auch Andalusiens konservativer Regionalpräsident Juanma Moreno zeigte sich in einem TV-Interview überzeugt, dass es 2025 vorgezogene Parlamentswahlen geben werde. Sánchez´Regierungskoalition sei am Ende – «ohne Budget, ohne die Fähigkeit, Gesetze voranzubringen und von Korruptionsfällen bedrängt». Da hat Moreno nicht ganz unrecht.

Vor allem drei aufsehenerregende Skandale könnten im neuen Jahr die langfristige Zukunft der Regierung gefährden. Im 'Fall Koldo' geht es um die angeblichen Schmiergeldzahlungen in Höhe von vier Millionen Euro für den Kauf von Gesichtsmasken während der Corona-Pandemie. Darin verwickelt ist Sánchez ehemaliger Parteikollege und damalige Verkehrsminister José Luis Ábalos und dessen Vertrauter Koldo García.

Noch brisanter ist der mutmaßliche Fall von Sánchez´Ehefrau Begoña Gómez. Seit Monaten ist sie Zielscheibe eines politisch motivierten und von Populisten angeheizten juristischen Feldzuges, der Sánchez im vergangenen Jahr sogar zum vorzeitigen Rücktritt motivierte. Angeblich soll Gómez ihre Position als First Lady für private Geschäftsideen missbraucht haben. Unterdessen muss sich der Bruder des Regierungschefs, David Sánchez, vor Gericht gegen den Vorwurf verteidigen, dass er in der Provinzverwaltung von Badajoz illegal einen Posten bekommen haben soll.

Oppositionsführer Feijóo fasste in der letzten Parlamentsdebatte des Jahres die juristischen Probleme des Ministerpräsidenten im Jahr 2024 ironisch mit den Worten «12 Monate, 12 Rechtsfälle» zusammen. Die Korruptionsskandale geben den Konservativen und den Rechtspopulisten von Vox zwar immer mehr Material, um 2025 einen Misstrauensantrag im Parlament zu stellen. Doch viel gravierender für die Regierungsstabilität ist das 'Puigdemont-Problem'.

Das 'Puigdemont-Problem'

Die schwache Minderheitskoalition zwischen den Sozialisten und der linken Sumar hängt parlamentarisch unter anderem von den katalanischen Junts-Separatisten des ehemaligen katalanischen Regierungschefs Carles Puigdemont ab, der seit 2017 nach dem gescheiterten illegalen Unabhängigkeitsreferendum auf der Flucht vor der spanischen Justiz im belgischen 'Exil' lebt.

Puigdemont will den politischen Druck auf Sánchez in diesem Jahr noch mal erhöhen, um 2025 weitere politische Zugeständnisse, wie im Bereich der Migrations- und Steuerpolitik, zu erhalten. Auch wird er seine eigene juristische Lage verbessern wollen. Trotz eines Amnestiegesetzes für katalanische Separatisten, die an Unabhängigkeitsaktionen von 2012 bis 2023, einschließlich des Sezessionsversuchs von 2017 beteiligt waren, befindet sich Puigdemont aufgrund seiner rechtlich speziellen Situation immer noch im Fadenkreuz der spanischen Staatsanwaltschaft.

Erst vor kurzem drohte er Sánchez auch mit der Ablehnung des Haushalts für 2025. Und sollte Sánchez für das nächste Jahr keinen neuen Haushalt im Parlament verabschieden können, «wäre es normal, dass er nicht im Amt bleibt», warnte Puigdemont.

Auch Kataloniens separatistische Linksrepublikaner (ERC), von denen die Minderheitsregierung im Madrider Parlament ebenfalls abhängt, dürften 2025 den Druck auf Sánchez erhöhen und die Regierungsstabilität gefährden. Bei den vorgezogenen Regionalwahlen im vergangenen Frühjahr verloren die ERC-Separatisten die Regierungsmacht in Katalonien an die katalanischen Sozialisten (PSC) und wurden von Puigdemonts Junts sogar als stärkste Fraktion im Separatistenblock abgelöst, der die vergangenen zwölf Jahre in Katalonien regierte.

Obwohl die ERC als Regierungspartei in Katalonien die Sozialisten in Madrid unterstützte, um politische Vorteile auszuhandeln, dürfte sie sich in diesem Jahr weniger 'freundlich' verhalten. Mit ihrem neuen Parteichef Oriol Junqueras müssen sie wieder mehr separatistisches Konfliktprofil zeigen, um in der Wählergunst zu steigen. Viele Analysten vermuten deshalb, dass es 2025 auch in Katalonien erneut zu Wahlen kommen werde, da die Sozialisten ebenfalls in Barcelona nur einer schwachen Minderheitsregierung vorstehen, die von den Stimmen der ERC abhängt.

Gutes Wachstum, aber mehr Steuern

Das einzige, mit dem die Sánchez-Regierung derzeit glänzen kann, ist die verbesserte Wirtschaftslage. Die Arbeitslosenquote ist die niedrigste seit über 15 Jahren, die Inflation wird 2025 schätzungsweise von 2,9 auf 2,1 Prozent zurückgehen und die Binnennachfrage steigt. So hoben die spanische Nationalbank sowie die Europäische Zentralbank ihre Prognosen für das spanische Wirtschaftswachstum noch mal an. Mit 2,5 Prozent dürfte Spaniens Wirtschaft in diesem Jahr sogar weit über dem EU-Durchschnitt wachsen.

Die Kehrseite der Medaille ist, dass die Steuersenkungen für Lebensmittel und Energie vollständig aufgehoben, die Beiträge für Arbeitgeber und Arbeitnehmer steigen und große Telekommunikationsunternehmen höher besteuert werden. Darüber hinaus zeigen die Immobilienpreise, sowohl zur Miete als auch zum Verkauf, keine Anzeichen eines Aufgebens und der Zugang zu Wohnraum bleibt weiterhin eines der größten Probleme für die Bürger.

Auch mit den Regierungs- und Wirtschaftskrisen in Frankreich und Deutschland sowie der vom zukünftigen US-Präsidenten Donald Trump angekündigten Erhöhung der Handelszölle auf europäische Produkte könnten die positiven Wirtschaftsaussichten schnell wieder zerplatzen.

Der Heilige Gral

Immerhin hat Spanien 2025 gleich zwei Jubiläumsfeierlichkeiten zu feiern. Das Bergkloster von Montserrat, die kulturelle und religiöse Wiege Kataloniens, feiert sein 1.000-jähriges Bestehen und im Oktober 2025 beginnt in Valencia das dritte Jubiläumsjahr des Heiligen Grals, der die spanische Mittelmeermetropole zum Zentrum des religiösen Tourismus machen dürfte. Vielleicht sollten Spaniens Politiker auch mal die Kathedrale von Valencia besuchen. Denn wer ab Oktober vor den Kelch tritt, mit dem Jesus das letzte Abendmahl abhielt, erhält einen vollkommenen Ablass seiner Sünden.

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