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Dr. José Antonio Lorente, Autor der Studie, während der Dreharbeiten zu dem Dokumentarfilm 'Colón ADN, su verdadero origen'. RTVE

Kolumbus doch kein Italiener? DNA-Proben deuten auf Spanien als Herkunft hin

In einem Dokumentarfilm verneinen Forscher Genua als Herkunft des Seefahrers und verorten seine Geburt im westlichen Mittelmeer

NACHO ORTEGA / DPA

GRANADA.

Dienstag, 22. Oktober 2024

Christoph Kolumbus war wahrscheinlich kein Genuese, sondern ein sephardischer Jude aus dem westlichen Mittelmeerraum, der im Königreich Aragón geboren wurde. Der genaue Geburtsort ist immer noch unbekannt, aber die von dem Forensiker und Professor der Universität Granada, José Antonio Lorente, geleiteten Forschungen erlauben es, die Herkunft des Abenteurers näher zu bestimmen als je zuvor.

In dem Dokumentarfilm 'Colón ADN, su verdadero origen' (Kolumbus-DNA, seine wahre Herkunft), der am Samstagabend auf La 1 ausgestrahlt wurde und auf RTVE Play verfügbar ist, kommt er zu diesem Schluss, nachdem er in einer 22 Jahre dauernden Untersuchung Hunderte von Knochen und Dokumenten untersucht und 25 mögliche Ursprünge analysiert hat. «Wir haben DNA von seinem Sohn Hernando Kolumbus, die ihn als seinen Sohn bestätigt.» Dessen Erbgut enthalte Merkmale, die mit einer jüdischen Herkunft vereinbar seien. Knochenreste des Entdeckers befinden sich in der Kathedrale von Sevilla in Südspanien.

Damit bestätigt Lorente die Forschungslinie des Katalanen Francesc Albardaner, ehemaliger Präsident des Centre d'Estudis Colombins in Barcelona. Albardaner verteidigte neben der These zur jüdischen Herkunft stets, dass Kolumbus Valencianer war: «Er wurde in eine Familie von Seidenwebern in Valencia hineingeboren, eine Zunft, die eine lange Tradition innerhalb der jüdischen Gemeinschaft hatte. Wie man sagt, war Kolumbus jüdisch, jüdisch in der Kultur, jüdisch in der Religion, jüdisch in der Nation und vor allem im Herzen, denn dieser Mann strahlt in seinen Schriften das Judentum aus.»

Der katalanische Forscher ist sich sicher, dass die DNA-Ergebnisse nun die Darstellung, Kolumbus sei Italiener gewesen, völlig ausschließen. «Alle wichtigen Historiker in Italien haben schwarz auf weiß festgehalten, dass es unmöglich ist, dass dieser, unser Kolumbus, Jude gewesen sein könnte», erklärt Albardaner, der darauf hinweist, dass die Juden im 12. Jahrhundert aus Genua vertrieben worden waren: «Es gab dort keine Juden, keine Gemeinde, keine Synagoge, gar nichts. Die Juden durften sich nur drei Tage in Genua aufhalten, um Geschäfte zu machen, dann mussten sie wieder ihres Weges ziehen.»

Sprache und Geld

Wenn man die italienische Stadt, den Rest des Landes jenseits der Alpen (auch dort gab es keine Juden) und andere Theorien wie eine portugiesische, galicische, französische oder kastilische Herkunft verwirft, bleibt nur das westliche Mittelmeer übrig, erklärt Forensiker Lorente. «Sizilien wäre seltsam, denn dann hätte Kolumbus in italienischer oder sizilianischer Sprache geschrieben, so dass es am wahrscheinlichsten ist, dass sein Ursprung im spanischen Mittelmeerraum oder auf den Balearen liegt, die damals zur Krone von Aragón gehörten», argumentiert er. Zudem hatte das Team um Lorente unter anderem in Norditalien DNA-Proben von Männern genommen, die zwischen Genua und Mailand lebten und den Nachnamen Colombo trugen. Ihre Annahme: Sollte Kolumbus aus dieser Region stammen, sollte es eine genetische Ähnlichkeit geben. Doch man habe keine genetischen Übereinstimmungen gefunden, heißt es.

Das letzte Rätsel, das noch zu lösen ist, ist die Frage, wie es Kolumbus gelang, an Johannes II. von Portugal oder die Katholischen Könige heranzukommen, um ihnen ein teures und riskantes Abenteuer vorzuschlagen. «Es gab viele Juden und Konvertiten, die ihm halfen, darunter auch der Herzog von Medinaceli. Und natürlich Luis de Santángel, der so etwas wie der Finanzminister des Königs Fernando el Católico war und sein eigenes Geld für die Expedition nach Amerika zur Verfügung stellte, womit er Christoph Kolumbus eine umfangreiche Garantie gab», so der Katalane Albardaner.

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