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Wehrdienst

Freiwillig an die Waffen

Kompromiss zum Wehrdienstmodell mit Fragezeichen – Gleichberechtigung bleibt auf der Strecke

WOLFGANG STEPHAN

Donnerstag, 20. November 2025

Frieden schaffen mit immer mehr Waffen. Eine grausige Vorstellung. Nach monatelangem Ringen haben Union und SPD einen Kompromiss zum neuen Wehrdienst-Modell gefunden. Künftig sollen alle Männer eines Jahrgangs gemustert werden. Beim Wehrdienst setzt die Bundesregierung weiter auf Freiwilligkeit. Melden sich nicht genug Männer für den Wehrdienst, kann aber eine 'Bedarfswehrpflicht' eingeführt werden.

So weit, so gerade mal noch gut, denn immerhin besteht eine Chance, die Wehrpflicht zu verhindern. Übrigens: In Spanien gibt es seit 2001 keine Wehrpflicht mehr, stattdessen eine Berufsarmee. Die Idee, auf Freiwilligkeit zu setzen, ist angesichts der allgemeinen Weltlage ein vernünftiger Kompromiss, wenngleich sich die Grundsatzfrage stellt, ob mehr Soldaten wirklich mehr Sicherheit bringen.

Die Angst vor einem Angriff Putins schürt die Aufrüstung in Europa. Die Frage, ob diese Angst berechtigt ist, lässt sich seriös nicht beantworten. Schon gar nicht von denen, die an der Aufrüstung verdienen. Putin hat den Krieg gegen die Ukraine begonnen. Sein Nein zu einer Nato-Mitgliedschaft der Ukraine folgt imperialistischer Logik – aber haben wir in der Geschichte nicht die gleiche Logik bei einer anderen Großmacht erlebt? Vietnam, Irak, Afghanistan.

Aber selbst wenn ein NATO-Land angegriffen werden würde, wäre die Zahl der Soldaten eher zweitrangig. Moderne Kriege werden vor allem mit Raketen und Drohnen geführt und nicht mit Panzern und in Schützengräben entschieden. Gefragt sind Spezialisten, die sich diesen Job freiwillig aussuchen.

Jetzt also der Kompromiss: Junge Menschen ab dem Geburtsjahr 2008 sollen künftig einen Fragebogen erhalten, in dem ihre Bereitschaft für einen Dienst in der Bundeswehr abgefragt wird. Junge Männer müssen ihn ausfüllen, Frauen können das freiwillig tun. Alle Männer eines Jahrgangs müssen künftig zur Musterung. Alle Männer?

Es ist nur ein Randaspekt, aber wer Gleichberechtigung ernsthaft will, muss Frauen und Männer gleichbehandeln. Männer müssen, Frauen dürfen. Damit wird ein Rollenbild aus den 50er-Jahren bedient, das längst aus der Zeit gefallen ist.

Und: Es mag naiv klingen, aber Frieden vorbereiten heißt: Konflikte entschärfen, bevor sie eskalieren.

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