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Umstellung

Ryanair fliegt ohne Papier

Billigflieger akzeptiert nur noch elektronische Tickets – Die Motive sind zwiespältig zu bewerten – Ohne Smartphone kein Flug

WOLFGANG STEPHAN

Tuesday, 18 November 2025, 08:53

Es war ein Tag für die Geschichtsbücher der zivilen Luftfahrt: Als erste Airline der Welt hat Ryanair das digitale Zeitalter perfektioniert: Seit gestern wird keine gedruckte Bordkarte bei dem irischen Billigflieger akzeptiert. Passagiere müssen ihre Tickets in elektronischer Form vorlegen, wenn sie mit Ryanair fliegen wollen. Ryanair will damit die erste papierlose Airline der Welt werden. Mit den elektronischen Bordkarten könnten mehr als 300 Tonnen Papier vermieden werden, feiert sich Ryanair selbst. Die Airline als Klimaschützer. Na ja.

Weil die Tatsache als solche stimmt, ist das durchaus positiv zu werten. Aber: Tatsächlich ist mit der neuen Digital-Strategie von Ryanair die Nutzung der 'myRyanair'-App verbunden. Sie ist für die Kunden der einzige Weg, um im elektronischen Check-In-Prozess eine Bordkarte zu erstellen. Die Airline bekommt damit auch Fluggäste in die App, die bei anderen Portalen gebucht haben.

Der Zeitpunkt der Ryanair-Maßnahme kommt mitten in den Aufwind der Airline: Die Prognose für die Passagierzahlen in diesem Jahr wurde nach oben korrigiert: Es sollen nun 207 Millionen statt der zuvor erwarteten 206 Millionen werden. Im nächsten Jahr sollen 215 Millionen Passagiere mit den Iren fliegen. Ausschließlich mit Tickets auf dem Smartphone.

Für 80 Prozent der Passagiere – diese Zahl kommt von Ryanair – ist dies keine nennenswerte Nachricht, denn wer ein Smartphone besitzt und damit umgehen kann, hat keine Probleme mit dieser Direktive. Aber nicht alle Menschen dieser Welt verfügen über ein Smartphone.

In Deutschland gibt es rund 71 Millionen Smartphone-Nutzer, was einer Rate von 82 Prozent bei Personen ab 16 Jahren entspricht. Im europäischen Ranking verfügen die Deutschen über die meisten Smartphones. Interessant dabei: 95 Prozent der 16- bis 18-Jährigen besitzen bereits ein Smartphone.

Was aber ist mit den 18 Prozent der Deutschen, die kein Smartphone haben und die dennoch mit Ryanair fliegen wollen? Banal gesagt: Sie bleiben auf der Strecke. Es sei denn, sie bezahlen die Check-in-Gebühr von 55 Euro am Ryanair-Schalter am Flughafen. Oder sie kaufen sich ein Smartphone. Es würde mich nicht wundern, wenn demnächst auf der Ryanair-App auch Smartphones angeboten werden. Clever sind die Iren.

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