Die 'englischen Erfrischungsgetränke' oder der erste Sprudel in Spanien
Aromatisierte kohlensäurehaltige Getränke waren im Spanien des Jahres 1885 eine unglaubliche Neuheit: Sie waren wegen ihres Geschmacks und ihrer angeblichen gesundheitlichen Vorteile ein großer Erfolg
Ana Vega Pérez de Arlucea
Madrid
Montag, 28. Juli 2025
Je stärker die Sonne brennt, desto größer ist der Durst. Es spielt keine Rolle, dass die Medien, die in letzter Zeit so sehr darauf bedacht sind, uns aufzuzeigen, was wir unser ganzes Leben lang falsch gemacht haben, jeden Sommer darauf hinweisen, dass lauwarme oder 'raumtemperierte' Getränke eine effektivere Flüssigkeitszufuhr bieten als kalte. Ihnen und mir ist es völlig egal, dass eiskalte Getränke unser Gehirn täuschen und ihm ein ebenso sofortiges wie flüchtiges Gefühl der Frische vermitteln, und obwohl wir genau wissen, dass einfaches H2O das beste Erfrischungsgetränk ist, das je erfunden wurde, werden wir andere Trinkformeln niemals verschmähen.
Auch wenn uns heute gesagt wird, dass die Erfrischung, die die gleichnamigen Getränke verschaffen, eine falsche Wahrnehmung ist, hat der Mensch schon immer versucht, der Hitze mit kalten Getränken zu trotzen. Dazu hat er so geniale Dinge wie den Botijo (Tonkrug), die Lagerung von Schnee oder die Mischung aus Eis und Salz sowie 'kühlende Rezepturen' mit langer Tradition wie die Aloja, ein Erfrischungsgetränk aus Johannisbrot der Andenregion; den mittelalterliche Kräuterwein Hypocras; die Erdmandelmiclch Horchata; die Zarzaparrilla, ein aus den Beeren der Rauen Stechwinde gewonnenes Getränk oder den Gerstensaft erfunden. Über sie alle wurde schon viel geschrieben, aber überraschenderweise wurde bisher den kohlensäurehaltigen Getränken kaum Beachtung geschenkt. Es ist eine Erfindung, die heute verteufelt wird, die aber Ende des 19. Jahrhunderts in einem Spanien in Mode war, das sprudelnde Bläschen nur im Champagner gesehen hatte... und dann auch nur aus der Ferne.
Diese sprudelnde Leidenschaft wurde 1767 von dem englischen Chemiker Joseph Priestley erfunden, der eine Methode zur Anreicherung von Wasser mit Kohlendioxid entwickelte, und von einem anderen deutschen Herrn perfektioniert, dessen Nachname Ihnen sicherlich bekannt vorkommen wird: Johann Jacob Schweppe verbesserte die industrielle Herstellung von künstlich kohlensäurehaltigem Wasser und gründete 1783 ein Unternehmen namens Schweppes. Neun Jahre später verlegte er das Geschäft nach London, wo sein kohlensäurehaltiges Wasser ein großer Erfolg wurde und wo durch die Mischung mit konzentrierten Sirupen aromatisierte Versionen entwickelt wurden. Man glaubte, dass die Kohlensäure, die bei der Reaktion zwischen Wasser und Kohlendioxid entsteht, sehr verdauungsfördernd sei und auch viele andere Vorgänge im menschlichen Körper unterstütze, und so begann man, diese 'englischen Erfrischungsgetränke' (später 'amerikanische' genannt) in Apotheken zu verkaufen. Es sei daran erinnert, dass Apotheken nicht immer die Fachgeschäfte waren, die wir heute kennen, sondern dass dort magistrale Heilmittel hergestellt und verkauft wurden, die von Kosmetika über Bonbons bis hin zu Tonika reichten.
Fast jeder weiß, dass Coca-Cola 1886 vom amerikanischen Apotheker John Pemberton erfunden wurde, aber nicht, dass er in Spanien hervorragende Kollegen hatte, die ihr Leben dem Sprudeln widmeten. Einer von ihnen war Jaime García-Herranz y Sánchez (1848-1899), Gründer des Unternehmens Espumosos Herranz mit Niederlassungen in Madrid, Valencia, Alicante und Barcelona; ein weiterer war Don Quirino de Pinedo y Basarte (1845-1911), Apotheker aus Bilbao, der 1886 mit seinen Erfrischungsgetränken eine Goldmedaille auf der Internationalen Lebensmittelmesse in Paris gewann, und nicht zu vergessen Agustín Trigo Mezquita (1863-1952), der Schöpfer der legendären Limonade Trinaranjus.
Sie alle orientierten sich am Modell der US-amerikanischen Drugstores, Geschäften, in denen Medikamente, Kosmetika, Tabak, Briefmarken, Spirituosen und ein bisschen von allem verkauft wurden, darunter auch kohlensäurehaltige Erfrischungsgetränke aus einer Mischung von kohlensäurehaltigem Wasser und konzentriertem Sirup, die in Mehrwegflaschen verkauft oder vor Ort aus Zapfhähnen ausgeschenkt wurden. Die ersten Soda Fountains oder 'Soda-Quellen' in Spanien wurden Mitte der 1880er Jahre eröffnet und waren vor allem aufgrund der Neuheit des Produkts ein großer Erfolg. So hieß es beispielsweise 1888 in einem Zeitungsartikel: «Die meisten Verbraucher mögen [die englischen Erfrischungsgetränke] nicht, aber da es etwas Neues ist, trinken sie sie im Stehen und bezahlen gerne dafür, auch wenn sie ihnen im Hals kratzen und in der Nase kribbeln.» Das Pioniergeschäft in Madrid, das von einem gewissen José Bermúdez de Castro geführt wurde, hieß direkt 'Refrescos ingleses' und war von seiner Eröffnung im Jahr 1886 an so erfolgreich, dass es innerhalb weniger Monate bereits drei Filialen hatte. Im Juni 1887 verkündete die Frauenzeitschrift El Siglo, dass die berühmten Erfrischungsgetränke zumindest in Madrid für jedermann erschwinglich waren: Was als Luxusartikel begonnen hatte, war nun so billig geworden, dass es «von Gräfinnen und Frauen aus dem Volk» genossen werden konnte.
Sprudel war modern, trendy und gesund. In einer Werbebroschüre, die Ende des 19. Jahrhunderts von Espumosos Herranz herausgegeben wurde, wurden kohlensäurehaltige Getränke als Allheilmittel angepriesen, das nährt, erfrischt, den Durst löscht, die Verdauung fördert, eruptive und septischen Krankheiten vorbeugt und eine «leicht narkotisierende Wirkung und einen sehr angenehmen Zustand eines vorübergehenden Rausches mit Neigung zum Schlaf» hervorruft. Und die Geschmacksrichtungen? Machen Sie sich auf etwas gefasst, denn einige davon werden Ihnen ungewohnt oder furchtbar altmodisch vorkommen. Damals gab es Erfrischungsgetränke mit Zitrone, Orange, Johannisbeere, Kirsche, Erdbeere und Ananas, aber auch andere, die der moderne Gaumen vergessen hat, wie Minze, Grog (Rum, Zucker, Gewürze und Zitrusfrüchte), Mazagran (Kaffee mit Zitrone und Likör), Quitte, Vanille oder Agraz, den Saft grüner oder unreifer Weintrauben. Nehmen Sie einen langen Schluck von Ihrem Lieblingsgetränk, denn kohlesäurehaltige Getränke sind keineswegs so ungesund wie heute oft behauptet wird,
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