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Salvador Dalís Interpretation des Werkes von Picasso 'Estudio con cabeza de yeso' . BEATRICE LAVALLE
Ausstellung

Ausstellung in Málaga: neuer Blick auf das Werk von Picasso anhand eines Schlüsselgemäldes aus den 1920er Jahren

Das Werk 'Estudio con cabeza de yeso' ist Ausgangspunkt der neuen Ausstellung 'Picasso. Memoria y Deseo' im Picasso Museum Málaga

BEATRICE LAVALLE

MÁLAGA.

Donnerstag, 20. November 2025

Das intensive, an Schwarz grenzende Dunkelblau der Wände des Saales hebt die Exponate der neuen Ausstellung des Picasso-Museums Málaga 'Picasso. Memoria y Deseo' besonders hervor und verleiht ihnen den würdevollen Anstrich, der ihnen gebührt. Werke der bedeutendsten Künstler des 20. Jahrhunderts – unter anderem Dalí. Matisse, De Chirico, Man Ray, Brassai oder Leger – reihen sich hier neben Werken von Picasso aneinander. Der Titel der von dem Professor für Kunstgeschichte und Picasso-Experten Eugenio Carmona kuratierten Ausstellung ist einem Gedicht von T.S. Elliot entliehen. Die Begriffe 'Erinnerung' und 'Begierde' spielen hier auf die Vergangenheit und den Wunsch, die Zukunft mitzugestalten, an.

Die Ausstellung untersucht, wie Bilder und visuelle Ikonen in der modernen Kunst des 20. Jahrhunderts mit der Erfahrung von Zeit, Erinnerung und Subjektivität verknüpft sind. Die meisten Exponate sind in den 1920er Jahren, einer Zeit der großen Umbrüche und Widersprüche, entstanden. Die Auswirkungen des ersten Weltkrieges waren überall in Europa schmerzlich spürbar, die politische Situation war instabil und extremistische Gruppierungen gewannen die Oberhand. Doch gleichzeitig herrschte auch ein enormes Bedürfnis, sich zu vergnügen und das Leben zu genießen. Die Frauen begannen ihre Rechte einzufordern, technische Erneuerungen veränderten den Alltag und in der Kunst kamen innovative Strömungen auf, die neue Wege der Darstellung und eine bahnbrechende Ästhetik suchten. «Die Dialektik zwischen Beständigkeit und Wandel war unaufhörlich. Die Gegenwart rückte die Erinnerung an eine Vergangenheit, die nach wie vor Teil des Alltags war, in den Vordergrund. Die neuen Lebens- und Denkweisen führten jedoch zu einem anhaltenden Wunsch nach Veränderung», wird im Begleittext der Ausstellung die Lage beschrieben.

Das Werk Picassos, das als Aufhänger der Werkschau dient. B.L.

Ausgangspunkt der Werkschau ist das Gemälde 'Estudio con cabeza de yeso' (1925) von Pablo Picasso, in dem ein klassischer Gipsbüstenkopf zum Symbol- und Spannungsfeld zwischen Vergangenheit und Gegenwart wird. Das Werk, das 1925 im französischen Juan-les-Pins entstanden ist, wird als ein Wendepunkt in Picassos Werk und Leben angesehen und zeigt den Übergang von seiner klassischen Phase zu seinen späteren surreal-assoziierten Ansätzen. Die Büste wird dabei als Symbol für Kunst-Institutionen, für den Vater Picassos, den Künstler und Zeichenlehrer José Ruiz Blasco – dem mit zahlreichen Fotografien, Porträts und Gipsmodellen besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird –, sowie die Rolle der Bildung und des klassischen Bildkults eingesetzt. Doch Picasso verlässt gleichzeitig die klassische Darstellung und lässt das Bild «explodieren», wie es der Kurator Eugenio Carmona ausdrückt. Der klassische Kopf wird in Profile geteilt, eine Schattenfigur erscheint – Zeichen eines gespaltenen Subjekts zwischen Erinnerung und Begierde.

In der Ausstellung wird die Bild-Ikonographie von Picasso mit Werken von Zeitgenossen und Nachfolgern verknüpft, die ähnliche Motivfelder – etwa Büste, Schatten, Profil und Verdoppelung – aufgreifen, weiterdenken oder transformieren. In zwei Fällen sind es sogar Werke, die direkt durch 'Estudio con cabeza de yeso' inspiriert wurden: 'Natura morta' aus dem Jahr 1926 von Salvador Dalí und eine Zeichnung des Dichters Federico García Lorca. Dalí eignete sich die Ikonen Picassos an und gab ihnen eine neue Bedeutung, indem er die Büste mit der christlichen Ikonografie der Enthauptung in Verbindung brachte. Die 'gespaltenen Gesichter' drückten in seinem Werk die Spannungen rund um die Identität der modernen Kunst aus. Im Werk Lorcas, das dieselben Motive aufweist, steht hingegen der Konflikt des 'liebenden Ichs' im Mittelpunkt. Die Interpretation, die beide von Picasso gaben, bildet einen der Kernpunkte, um die sich das Ausstellungsprojekt dreht.

Unter den teilnehmenden Künstlern befinden sich große Namen wie Giorgio de Chirico, der viele dieser Motive, wenngleich unter einem metphysichen Aspekt, vorweggenommen hat und bedeutende Vertreter des Surrealismus wie René Magritte, der mit Werken seiner Serie 'La Mémoire' (ab 1925) vertreten ist; Man Ray, von dem Fotografien mit klassischer Büste zu sehen sind und Brassaï, der in Fotografien Picassos Gipsfiguren dokumentierte. Fernand Léger, Jean Cocteau, Dora Maar, Eileen Agar, Claude Cahun und Juan Gris sind weitere bekannte Künstler, die mit Werken in die Ausstellung aufgenommen wurden.

Hervorzuheben ist auch die Installation aus den in Drucke verwandelten Zeichnungen der Serie 'Constelaciones', von denen einige zusammen mit anderen Werken Picassos zur Illustration von Balzacs 'Le Chef-d'œuvre inconnu' (Das unbekannte Meisterwerk) dienten. Diese Installation in Form eines Tunnels wird akustisch von der Stimme des Baritons Carlos Álvarez untermalt, der Fragmente der Erzählung Balzacs in verschiedenen Sprachen rezitiert.

Auch für gute Kenner des Werkes Picassos bietet diese Ausstellung, die bis zum 12, April im Museo Picasso Málaga (C/San Agustín 8, www.museopicassomalaga.org/) zu sehen ist, noch Überraschungen und eröffnet eine neue Perspektive anhand eines Schlüsselwerkes und seiner Wirkung auf ein ganzes visuelles Netzwerk.

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