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Konsul Franko Stritt mit Javier Noriega, (2.v.r.), Ana Pérez-Bryan, DWA-Präsident Fernando Frühbeck und Antonio Guerrero (l.), Vize-Präsident des Real Club Mediterráneo. SDA
Jahrestag Gneisenau

Ein Schiffsunglück prägt die Geschichte Málagas

Vor 125 Jahren sank das deutsche Segelschulschiff 'Gneisenau' im Hafen Málagas - Vortrag geht der Frage nach, wie es dazu kommen konnte

Uwe Scheele

Málaga

Donnerstag, 23. Oktober 2025

Am Mittwoch wurde die Vortragsreihe zum 125. Jahrestag des Untergangs der Gneisenau im Real Club Mediterráneo in Málaga eröffnet, nur wenige Meter von der Stelle entfernt, wo das deutsche Segelschulschiff am 16. Dezember 1900 in schwerem Sturm an die Mole (Dique de Levante) des Hafens gedrückt wurde und teilweise sank. 42 Seeleute kamen bei dem Unglück ums Leben, darunter auch der Kapitän Kretschmann, 470 Seeleute wurden von den zu Hilfe geeilten Malagueños gerettet. Der Untergang und besonders die engagierte Rettung und anschließende Aufnahme der überlebenden Seeleute ist denn auch ein prägendes Ereignis in der Geschichte Málagas und hat die Beziehungen zwischen Málaga und Deutschland vertieft, wie der deutsche Konsul Franko Stritt und Fernando Frühbeck, Präsident des Deutschen Wirtschaftsforums Andalusien (DWA), betonten. Das DWA, ein Zusammenschluss deutschsprachiger Unternehmer in Südspanien, ist seit einem Jahr intensiv an der Vorbereitung dieses Jahrestags beteiligt.

Javier Noriega, Unterwasser-Archäologe, professioneller Taucher, Gründer und Vorsitzender des Unternehmens Nerea Arqueología und Sprecher des Unternehmerverbands Málaga CEM, referierte über den Untergang der Gneisenau in seiner Zeit, beschrieb in seinem mit zeitgenössischen Radierungen und Fotos untermalten Vortrag ähnliche Schiffsunglücke und deren Auswirkungen auf die öffentliche Wahrnehmung.

Imagen principal - Ein Schiffsunglück prägt die Geschichte Málagas
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Die Gneisenau, eine Korvette der Bismarck-Klasse, die Ende der 1870er Jahre für die Kaiserliche Marine gebaut worden war und seit 1887 als Schulschiff für Marinekadetten eingesetzt wurde, sei für starke Winde, aber nicht für Stürme, gebaut worden. Mit 82 Metern Länge sei sie besonders in schwerer See schwierig zu manövrieren gewesen, was einer der Gründe für den Untergang gewesen sei. Entgegen anderer Darstellungen sei das Unglück nicht auf die mangelnde Erfahrung des Kommandanten zurückzuführen. Dieser habe das Mittelmeer sehr gut gekannt und zahlreiche Auslandsfahrten absolviert. Mit der Gneisenau sei er schon einige Jahre zuvor in Málaga gewesen.

Die plötzlich wechselnde Windrichtung des immer stärkeren Sturms und eine Fehlkommunikation habe zu dem fatalen Ausgang geführt. Der Kommandant glaubte, der Maschinenraum habe eine Propellerwellendrehzahl von 50/min gemeldet, aber die tatsächliche Drehzahl betrug 15/min, was nicht ausreichte, um das Schiff anzutreiben. Die Anker des rund 800 Meter vor dem Hafen liegenden Schiffs waren gelichtet worden, es trieb manövrierunfähig im Sturm, schlug mehrmals gegen die Mole, lief auf Grund und kam in eine Schräglage. Rettungsversuche von der See scheiterten, die Bürger Málagas warfen Rettungsleinen aus. Seine Schilderung illustrierte Noriega mit bisher größtenteils unveröffentlichten Fotos einer Fotografin aus Málaga, die Augenzeugin der Rettungsversuche wurde.

Wegen der starken Beschädigung konnte das Wrack in der Folge nicht geborgen werden. Kanonen und wertvolle Ausrüstung wurden in einer ersten Expedition von Tauchern geborgen, die Überreste wurden in den nächsten sechs Jahren vor Ort abgebrochen und zur Verschrottung oder Wiederverwendung, wie etwa die Masten, verkauft. Bei professionellen Tauchgängen in der Nähe der Mole, die heute stark erweitert ist, konnten daher vor wenigen Jahren keine Überreste nachgewiesen werden, wie Noriega referierte. Leider sei keines der baugleichen Korvetten der Bismarck-Flotte erhalten, in der Schifffahrtsabteilung des Deutschen Museums München finde sich aber ein sehr detailgetreues Modell.

In der anschließenden Diskussion, die von SUR-Redakteurin Ana Pérez-Bryan moderiert wurde, ging es um die Frage, warum Kommandant Kretschmann bei aufkommendem Sturm die Kessel im Maschinenraum nicht rechtzeitig angeheizt habe und ob er das Schiff in größerem Küstenabstand hätte in Sicherheit bringen können.

Die Vortragsreihe (auf Spanisch) wird fortgesetzt:

Am 29. Oktober referiert der Historiker Salvador Jiménez über die Hilfe der Bürger Málagas für die Schiffbrüchigen, am 5. November beleuchten José Manuel Moreno Ferreiro und Javier Krauel die deutschen Verbindungen mit dem Weinhandel in Málaga, und am 12. November untersucht der Diplom-Meteorologe die Levante-Stürme in der Bucht von Málaga.

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