Grippewelle in Málaga: Neue Variante ist ansteckender und impfstoffresistenter
In der Provinz Málaga ist die Zahl der akuten Atemwegsinfektionen in nur einem Monat um 57 Prozent auf 211,1 pro 100.000 Einwohner gestiegen
José Antonio Sau
Málaga
Donnerstag, 4. Dezember 2025
Herbstende und Winteranfang erweisen sich in Málaga als komplizierter als in den Vorjahren, da die Grippesaison um vier bis sieben Wochen früher begonnen hat. Die Besorgnis der regionalen und nationalen Behörden liegt jedoch nicht in dieser sehr zeitigen Ankunft der saisonalen Grippe oder in der bereits in der letzten Woche festgestellten Patientenzunahme in den Notaufnahmen der Krankenhäuser und Gesundheitszentren. Vielmehr bereitet die neue Grippevirusmutation Sorge, einer Variante des H3N2. Sie ist als Subklade K bekannt, weist eine höhere Übertragungskapazität auf uund ist resistenter gegen Impfungen.
Die Spanische Gesellschaft für Familien- und Gemeinschaftsmedizin (semFYC) warnte in der zurückliegenden Woche vor dem atypischen Verhalten der aktuellen Atemwegsviren-Saison mit einem um einen Monat vorgezogenen Beginn der Influenza-Aktivität aufgrund der neuen Virusvariante, die seit April oder Mai in der Europäischen Union zirkuliert: «Es handelt sich um ein ansteckenderes Virus, was jedoch nicht bedeutet, dass es schwerere Erkrankungen auslöst.« Das Hauptrisiko trügen ältere Menschen, immungeschwächte Personen oder Patienten mit chronischen Krankheiten. Auch wenn das Virus nicht virulenter sei, «kann es zu mehr Einweisungen und Komplikationen führen, da es Personen betrifft, die bislang durch den Impfstoff geschützt waren, in diesem Jahr aber nicht in dem Maße wie bei vorangegangenen Grippewellen, in denen es weniger antigene Veränderungen gab», so die semFYC.
Der epidemiologische Fortschritt lässt einen früheren Anstieg der Fälle als üblich erwarten und verkürzt das für den Risikoschutz wichtige Zeitfenster für eine wirksame Impfung. Sollte sich bestätigen, dass die K-Subklade vorherrschend ist, müssen Veränderungen des Hämagglutinin-Proteins, das für die Bindung des Virus an menschliche Zellen entscheidend ist, berücksichtigt werden. Dies kann seine Erkennung durch das Immunsystem behindern, sowohl nach der Impfung als auch nach einer früheren Infektion. Das erklärt den Anstieg der Infektionen auch bei geimpften Personen.
Spürbarer Anstieg
Nachdem in der vergangenen Woche bereits ein Anstieg der Grippewelle zu verzeichnen war, beschleunigt sich dieser in den Notaufnahme dieser Tage noch einmal. Die Virusvariante könnte auch der Grund dafür sein, dass selbst in diesem Sommer Grippepatienten in den Krankenhäusern behandelt wurden, was in Málaga zu Spitzenwerten bei der Behandlung (in Kombination mit Covid-19) führte.
Die Saison für Grippe und andere akute Atemwegsinfektionen (einschließlich Influenza, Covid-19, Bronchitis und Bronchiolitis) liest sich in Málaga derzeit so: Die Rate pro 100.000 Einwohner liegt in der Woche von 17. bis 23. November bei 211,1, das sind 57 Prozent mehr als in der Woche von 13. bis 19. Oktober, wie aus dem wöchentlichen Kontrollbericht über akute Atemwegsinfektionen der andalusischen Landesregierung hervorgeht.
«Rasche Ausbreitung»
Ana María Ortega Prieto ist Co-Forscherin und leitet die Gruppe «Immunantwort auf Virusinfektionen» am Biomedizinischen Forschungsinstitut von Málaga (IBIMA Plataforma BIONAND). Sie erläutert: «Die K-Subklade des H3N2-Virus ist eine genetische Variante des Influenza-A-Virus, die Veränderungen im Protein aufweist, mit dem sich das Virus an unsere Zellen bindet. Diese Veränderungen führen dazu, dass unser Immunsystem das Virus schlechter erkennt, weil es den H3N2-Viren, die in den vergangenen Saisons zirkulierten, weniger ähnlich ist.» Sie fügt hinzu, das Virus «breitet sich schnell aus und macht bereits ein Drittel aller zwischen Mai und November dieses Jahres weltweit analysierten Influenzaviren und fast die Hälfte der in Europa analysierten Viren aus. Diese Daten legen nahe, dass das Virus leichter übertragen werden kann».
Auch Ortega Prieto erwartet keine schwerwiegenderen Erkrankungen: «Wenn sich mehr Menschen infizieren als in den Vorjahren, kann die Zahl der Komplikationen zunehmen, einfach weil mehr gefährdete Personen dem Virus ausgesetzt sind.« Dass sich das Virus geringfügig von den Viren, die in den Impfstoffen dieser Saison verwendet wurden, unterscheide, könne zu einer Verringerung der Impfstoffwirksamkeit führen, insbesondere bei der Verhinderung von Infektionen. Die Wissenschaftlerin sagt weiter: »Obwohl die aktuellen Daten zur Wirksamkeit des Impfstoffs recht begrenzt sind, deuten die in England veröffentlichten vorläufigen Ergebnisse darauf hin, dass die Impfstoffe immer noch einen guten Schutz gegen die schwersten Fälle bieten.«
Als größtes Problem sieht Ortega Prieto einen Fallanstieg in kürzester Zeit. «Das könnte eine größere Belastung für das Gesundheitswesen bedeuten, vor allem, wenn es mit anderen Atemwegsviren zusammenfällt. Für ältere oder chronisch kranke Menschen ist das Risiko von Komplikationen größer», so die Medizinerin.
«Schnell impfen lassen»
Ortega Prieto rät «gefährdeten Gruppen, sich so schnell wie möglich impfen zu lassen«. Bei infizierten Pesonen mit höherem Risiko einer schweren Erkrankung hält sie eine eine frühzeitige antivirale Behandlung und den möglichen Einsatz von Virostatika zur Prophylaxe für wichtig. Dies gelte vor allem, wenn Ausbrüche in sensiblen Bereichen wie Pflegeheimen festgestellt würden. »Darüber hinaus ist es wichtig, eine gute epidemiologische Überwachung aufrechtzuerhalten«, rät sie.
Zur Vorbeugung empfiehlt sie, «Räume gut zu lüften, sich häufig die Hände zu waschen, den Kontakt mit gefährdeten Personen zu vermeiden, wenn grippeähnliche Symptome vorliegen, und sich vor allem so schnell wie möglich impfen zu lassen».
Wesentliche Strategien zur Eindämmung der Grippe: Händewaschen, Lüften und sich impfen lassen
Maskentragen empfohlen
Die andalusische Regierung hat ihren eigenen Grippe-Aktionsplan aktiviert, nachdem der andalusische Minister für Gesundheit, Präsidentschaft und Notfälle, Antonio Sanz, am vergangenen Freitag erklärt hatte, die neuesten Daten zeigten, «dass die Positivität des Grippevirus im Vergleich zu den letzten zwei Wochen gestiegen ist und 21,6 Prozent erreicht hat».
Unter anderem wird seit vergangenem Montag dem Personal und den Nutzern öffentlicher und privater Gesundheitseinrichtungen und sozialer Einrichtungen des Gesundheitswesens (Altenheime, Einrichtungen für Menschen mit Behinderungen) das Tragen von Gesichtsmasken empfohlen.