Bellingham und Arda Güler bringen ein weiteres tristes Madrid-Spiel zum Leuchten
«Los Blancos» gehen mit guten Ergebnissen, aber gemischten Gefühlen in den «Clásico», nachdem sie Juventus Turin durch ein Zufallstor des Briten und eine fantastische Spielleitung des türkischen Ballgenies besiegen konnten
Óscar Bellot
Madrid
Donnerstag, 23. Oktober 2025
Ohne den schon seit Saisonbeginn vermissten Glanz und wieder mit einer zu körperbetonten Spielweise zog Real Madrid am vergangenen Mittwoch gegen Juventus Turin erneut alle Register und sicherte der Mannschaft von Xabi Alonso damit die Fortsetzung ihrer Siegesserie in der Champions League.
Zwei Momente waren spielentscheidend: Ein Tor von Jude Bellingham, der zwar noch weit von dem Allrounder entfernt ist, als der er in seiner ersten Saison in Chamartín glänzte, aber immer noch die Gabe besitzt, fast immer am richtigen Ort zu sein. Und die außergewöhnliche Spielleitung von Arda Güler, der nach einer weiteren erstklassigen Darbietung mit stehenden Ovationen aus dem Santiago Bernabéu verabschiedet wurde. Das zusammen genügte «Los Blancos», um eine Mannschaft von Juventus Turin zu besiegen, die heute eine Karikatur der Vecchia Signora ist, die einst in Italien das Tempo vorgab und in Europa für Angst und Schrecken sorgte. Dennoch waren die Italiener immer noch gut genug, um Real Madrid bis zum Schlusspfiff unter Druck zu setzen. Die Mannschaft geht nun zwar mit guten Ergebnissen, aber gemischten Gefühlen in den «Clásico» zwischen Real Madrid und FC Barcelona, ist dennoch auch zufrieden, dass sie eine weitere Etappe gemeistert hat, ohne noch mehr peinliche Schlappen wie die im Metropolitano-Stadium zu erleben.
Obwohl die Begegnung nur die Vorspeise für ein Bankett war, dessen Hauptgang am Sonntag serviert wird, ging Xabi Alonso aufs Ganze. Das auffälligste Merkmal in der Elf des Trainers aus Guipuzcoa war das Auftreten von Brahim auf der rechten Angriffsseite, die bisher bevorzugt von Mastantuono besetzt war, ohne dass der Argentinier bisher sein Recht auf einen festen Platz begründet hätte.
Bei Juventus war die wichtigste Neuigkeit die Offensivpräsenz von Vlahovic, einem Stürmer, den die Vecchia Signora verpflichtete, als der Serbe gemeinsam mit mit Mbappé und Haaland als Dritter im Kampf um den besten Stürmer des Weltfußballs galt. Vier Jahre später aber stand er in diesem Sommer auf der Transferliste.
Die Aufstellung von Vlahovic, ein Neuner der alten Schule, machte angesichts des Konterspiels von Juventus im Santiago Bernabéu absolut Sinn. Gleich in der ersten Viertelstunde gab er, vorbereitet durch Kalulu, McKennie und Gatti, drei frühe Warnschüsse in Richtung Tor ab. Zwei davon wurden von einem erneut überragenden Courtois abgewehrt, ein weiterer von Asencio, der in der zweiten Halbzeit auch einen Openda-Treffer verhinderte, indem er seinen Körper auf die Torlinie warf.
Die Heimmannschaft, die zu Beginn träge und unbeweglich war, brauchte ebenso lange, um sich einzugewöhnen, wie Arda Güler brauchte, um das Duell in den Griff zu bekommen und seine assoziativen Talente zu zeigen. Der Türke hat sich zum umsichtigen Kapitän einer Mannschaft entwickelt, die noch auf der Suche nach einer klaren Identität ist. Er stiehlt Bälle, organisiert, korrigiert und orchestriert sogar strategische Aktionen. Seine Dynamik half Real Madrid, sich allmählich von der allgemeinen Trägheit zu befreien, die Chancen häuften sich. Die besten Chancen vor der Pause hatten Mbappé, der gegen Di Gregorio scheiterte, nachdem er von Brahim in Szene gesetzt worden war, und Militao, dessen Schuss nach einem Rückpass von Mbappé in die Höhe ging.
Im Trabtempo
Real Madrids Tempo reichte jedoch nicht aus, um einen gut aufgelegten Gegner zu verunsichern, der sich nicht scheute, in den eigenen Strafraum vorzudringen, um eine hartnäckige Abwehr aufzubauen und auf seine Konterchance zu warten. Juventus hatte zu Beginn der zweiten Halbzeit eine Chance, als Vlahovic' Lauf von Militao gerade noch gestoppt werden konnte, so dass Courtois nur mit Mühe einen Schuss abwehren konnte, der ihm jedoch eine gewaltige Reaktion abverlangte.
Juventus zeigte wieder mehr Energie, verpasste aber ein weiteres Tor, als Yildiz' Flanke ins Aus ging, ohne einen Abnehmer zu finden. Eine vertane Chance, die «Los Blancos» mit dem Siegtreffer quittierten: Nach einem Täuschungsmanöver von Vinicius im Strafraum, das mit einem Pfostentreffer des Brasilianers endete, verwertete Bellingham den Abpraller. Zwar ist der Brite noch weit von seinen besten Tagen entfernt, hat aber immer noch einen Riecher für Tore. Da Mbappé, der in elf Spielen noch kein einziges Tor erzielt hat, diesmal fehlte, konnte Real Madrid mit Bellingham und Vinicius, Arda Güler und Courtois in der Hinterhand einen weiteren Kraftakt erfolgreich hinlegen. Beim bevorstehenden Clásico aber werden «Los Blancos» ihr Spiel auf ein höheres Niveau bringen müssen.