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Das surrealistsiche 'Le dimanche o Rut Marin' ist Vorlage für das Plakat der Ausstellung von Óscar Domínguez im MPM. MARILÚ BÁEZ
Gemälde

Picasso-Museum in Málaga mit erster Retrospektive von Óscar Domínguez seit 30 Jahren

Über 100 Werke des kanarischen Künstlers, der eng mit Picasso befreundet war. Beide lebten im Exil in Paris und kehrten nie mehr in ihre Heimat zurück

PACO GRIÑÁN

MÁLAGA.

Donnerstag, 26. Juni 2025

Es gibt mehrere Selbstporträts in dieser Ausstellung. Eines von ihnen zeigt einen surrealistischen Minotaurus, anatomisch zerlegt wie eine kubistische Figur. Ein anderes Selbstbildnis präsentiert sich als Stier mit einem Schwert im Maul. Ein Bestiarium, das direkt an Picasso denken lässt, doch diese Arbeiten im Picasso-Museum sind nicht von ihm, sondern von Óscar Domínguez. Auch das 'D' in Form eines Schwertgriffs steht für den kanarischen Künstler (Teneriffa 1906 – Paris 1957). Picasso und Domínguez verband eine Künstlerfreundschaft und das in Paris durchlebte Exil. Beide sollten nach dem spanischen Bürgerkrieg nicht mehr in ihre Heimat zurückkehren, doch das Museo Picasso Málaga (MPM) hat die beiden erneut zusammengeführt: in einer großen Retrospektive mit Werken von Domínguez, der ersten in 30 Jahren in Spanien. Zuletzt war dem kanarischen Künstler eine Werkschau im Museum Reina Sofía im Jahr 1996 in Madrid gewidmet worden.

Im MPM sind nun auch Werke zu sehen, die seinerzeit in Madrid nicht ausgestellt wurden, darunter etwa 'Le dimanche o Rut Marin' (1935), das auch als Motiv für das Austellungsplakat ausgewählt wurde. Zu sehen sind Pferde, durchtrennt von einem Spiegel, der Reales nicht von Imaginärem trennt, sondern beide Seiten des Glases außergewöhnlich und fantastisch wirken lässt. Surrealismus pur, Werk eines Künstlers, der neben Miró und Dalí zum spanischen Trio par excellence dieser internationalen Avantgarde-Kunstrichtung gilt. Hinter dem Pinselstrich lässt sich nicht nur Picasso erkennen, sondern auch der Geist Dalís mit seinen deformierten Objekten, die in den Arbeiten von Domínguez eine einzigartige Charakteristik annimmt: die Verwandlung der kanarischen Landschaft in einen wiederkehrenden surrealistischen Raum.

«Diese Avantgarde-Bewegung war sehr eng mit großen Städten wie Paris oder Prag verbunden, doch Domínguez bringt ein eigenes Element mit ein: Sein Werk führt an Orte seiner Kindheit, an die Felsküsten und in die Natur der Kanaren», erklärt Isidro Hernández, Chefkurator der Sammlung Tenerife Espacio de las Artes (TEA) und Kurator der Domínguez-Ausstellung, die bis 13. Oktober im Picasso-Museum zu sehen sein wird.

Als der Bürgerkrieg ausbrach, war Óscar Domínguez auf Teneriffa. Er schlug sich nach Paris durch und kam nie wieder nach Spanien zurück

Der Gang entlang der Ölbilder und Zeichnungen zeigt den Protagonismus, den Hernández als «vulkanisches Territorium» von Óscar Domínguez bezeichnete. Weder fehlen dort einheimische Frauen wie bei 'Mariposas perdidas en la montaña' (1934) oder der legendäre tausendjährige Drachenbaum, der, noch lange bevor er zum Touristenmagneten wurde, bereits 1933 in einem Bild von Domínguez als Baum des Lebens zu sehen ist.

Miguel López-Remiro, Direktor des MPM, sagt, die Erinnerung an das Lokale werde bei Domínguez durch den Surrealismus zu einer universellen Sprache, die eines der Schlüsselelemente der Ausstellung sei. Neben Leihgaben von Tenerife Espacio de las Artes sind in Málaga auch zahlreiche Domínguez-Werke aus Privatsammlungen aus Spanien, Frankreich, Deutschland und der Schweiz zu sehen. Für Sergio Rubio, künstlerischer Leiter des TEA, ist die Werkschau in Málaga denn auch ein «Modell der Zusammenarbeit zwischen den Institutionen». Die Ausstellung verdeutliche ein weiteres wichtiges Thema in dem Werk des kanarischen Künstlers: den Einfluss von Picasso.

«Óscar ging so weit zu sagen, dass 80 Prozent dessen, was er gelernt habe, von Picasso stammte. Für ihn war Picasso ein Genie und ein enger Freund, weshalb es auch so interessant ist, die Verbindung zwischen den beiden bei einem Rundgang durch das MPM zu sehen. Das, obwohl die Werke in verschiedenen Räumen hängen», erklärt Rubio.

Auch Bernard Ruiz-Picasso, Enkel des Malers aus Málaga und Mäzen des MPM, hob die «Beziehung, die Picasso zu anderen Künstlern hatte» hervor und freute sich über die Rückkehr der Werke von Domínguez auf die iberische Halbinsel. «Die Geschichte eint und entzweit und das MPM stellt sich der Herausforderung, diese Geschichte wieder zu einen», sagt Ruiz-Picasso und fügt hinzu: «Willkommen, Herr Domínguez.»

Zwar gibt es unter den über 100 Arbeiten von Domínguez mit 'El enigma de la inspiración' oder 'La bola roja' auch Anspielungen auf das surrealistische Auge des Filmemachers Luis Buñuel, dennoch sind die Erinnerungen an Picasso allgegenwärtig. Es sei eine 'Vater-Sohn'-Beziehung gewesen, so Kurator Hernández, denn «beide trennte ein Altersunterschied von 25 Jahren voneinander. Doch während des Exils in Paris und dort vor allem in den 1940er Jahren trafen sie sich täglich.»

Kosmische Malerei

Die Ausstellung zeigt, wie die Avantgarde sich in spontanen Surrealismus verwandelte und sich dabei in den 1930er Jahren der Technik der Decalcomanie und später der kosmischen Malerei bediente. Domínguez wiederum übernahm in den 1940er Jahren viel von Picasso, seinem Maestro aus Málaga. Er war dann auch der erste Künstler, der den so genannten 'Picasso Fonds' unterstützte, ein Hilfswerk für Kinder des spanischen Bürgerkriegs. «Es ist ein Bild des kanarischen Künstlers als unpolitischer Mensch gezeichnet worden, doch das stimmt so nicht und diese Ausstellung beweist das auch», versichert Hernández und verweist unter anderem auf Anti-Kriegs-Werke wie 'La apisonadora y la rosa', das Domínguez auf dem Höhepunkt des spanischen Bürgerkriegs malte.

Óscar Domínguez befand sich auf Teneriffa, als der Krieg ausbrach, flüchtete nach Paris. Wie Picasso sollte auch er nicht mehr nach Spanien zurückkehren. Werke von Domínguez waren in Museen in ganz Europa, aber auch im MoMA in New York zu sehen. Sie alle zeigen einen Künstler in stetigem Wandel. Ein Künstler, der seinen eigenen Tod vorwegnahm: Das Selbsporträt von 1933 zeigt keine symbolischen Stiere, sondern das gut erkennbare Gesicht des Malers, einen surrealistischen Körper und einen von Dalí inspirierten Arm mit aufgeschnittenen Pulsadern. Ein Vierteljahrhundert später sollten Freunde Domínguez tot im Bad seines Ateliers finden. Er war verblutet, nachdem er sich die Adern aufgeschnitten hatte.

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