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Blick in die Hallen von Escobedo Marisco Vivos, dem einzigen Fischverarbeitungsbetrieb zwischen Torremolinos und Marbella. García
Artensterben

Keine Venusmuscheln mehr an der Küste der Provinz Málaga zu finden

Eine weitere Venusmuschelart reiht sich in die Liste der Muscheln ein, von denen es an der Küste von Málaga keine Spur mehr gibt. Über die Ursachen tappen Wissenschaftler noch im Dunkeln, schließen jedoch Parasitenbefall nicht aus

José Carlos García

Fuengirola

Freitag, 10. Oktober 2025

Sie können Venusmuscheln der in Málaga so beliebten Art «Concha fina» roh essen, mit oder ohne Pfeffer, oder vielleicht «al pilpil». Sie können sie zu Hause, in einem Restaurant in Ihrer Nähe oder in Ihrer Lieblingsstrandbar genießen, aber wenn Sie das tun, können Sie sicher sein, dass diese Muscheln nicht aus Málaga stammen. Die Fischer sagen es, die Unternehmen des Sektors bestätigen es, und die offiziellen Statistiken der andalusischen Regionalregierung auch. Die Sterbeurkunde dieser für Málaga so typischen Venusmuschel, auch als Große Muschel oder Blutmuschel bekannt, hat ein Datum: 28. Juni 2024. Das war der letzte Tag, an dem diese Muschelart in die Häfen der Provinz Málaga einftraf.

Normalerweise gelangen alle Fänge der Provinz in den Fischmarkt von Estepona, so auch in jenem schicksalhaften Monat, in dem die «Concha fina» vor der Küste verschwand. Im Mai 2024 waren noch 380 Kilo in die Netze gegangen, im Monat darauf waren es 61,5. Dann war Schluss.

Man könnte auch sagen, es war ein weiterer Verlust. Denn Meeresfrüchte machen sich vor der Küste von Málaga extrem rar. «Es ist eine Katastrophe, der Trend ist eindeutig, es ist eine alarmierende Situation», sagt José Manuel Escobedo aus Fuengirola. Er arbeitet bei Escobedo Mariscos Vivos, dem einzigen Meeresfrüchtebetrieb zwischen Torremolinos und Marbella. Es gehe nicht nur um die «Concha fina»-Muschel, eine Art von der es an der Küste von Málaga tatsächlich keine Spur mehr gibt, sagt er. Es seien auch andere Arten betroffen.

Der Fischmarkt von Estepona war der letzte, der eine Concha-Fina-Muschel aus Málaga gesehen hat: Es war der 28. Juni 2024.

Zuerst waren die Jakobsmuscheln verschwunden. Die Fischer der Provinz fingen ein mageres halbes Kilo im November 2013, ein weiteres halbes Kilo im Februar 2014, und seither hat nach Angaben des andalusischen Fischereiproduktionssystems (IDAPES) kein Muschelfischer aus Málaga mehr eine «Viera» aus dem Wasser geholt. Als nächstes traf es die Almeja Chocha, die gebänderte Venusmuschel, deren Totenschein in Málaga im Oktober 2015 ausgestellt wurde. 54,76 Kilo wurden in jenem Monat noch gefangen. Es folgten die Almeja Bolo, die raue Venusmuschel, im September 2020 (letzter Fang 12 Kilo) und die Almeja Corruco, die warzige Venusmuschel, im Februar 2021 (106.000 Kilo).

«Wir haben einen Anstieg der natürlichen Sterblichkeit von Muscheln festgestellt, aber wir haben noch nicht einmal tote Muscheln gefunden, man muss schon nach La Línea de la Concepción fahren, um eine zu finden, und wir wissen nicht, was die Ursache dafür ist», sagt der Wissenschaftler Jorge Baro vom Spanischen Institut für Meereskunde (IEO) in Málaga.

Meeresoszillationen, Kraken, Nitrate...

Das IEO untersucht seit mehreren Jahren in Zusammenarbeit mit der andalusischen Regionalregierung die Situation von Mollusken und Muscheln. Die Forscher führen Kampagnen auf See durch, analysieren die Wassertemperatur, den Salzgehalt, die Fluoreszenz und deren Auswirkungen auf das Phytoplankton, also auf Mikroalgen, der Nahrung der Muscheln und die Grundlage der marinen Nahrungskette. Sie berücksichtigen sogar die Schwankungen im Nordatlantik.

Auch dem möglichen Einfluss eines anderen Tiers sind sie auf der Spur: des Kraken, einer gefräßigen Art, die dünne Muscheln und andere ausgestorbene Arten auf ihrem Speiseplan hat. Weiterhin wurden Proben genommen, um den Meeresboden auf Nitrate zu untersuchen, die vom Ackerland stammen könnten. Aber nichts hat sich laut den Foschern so sehr verändert, dass darin die Ursache für das Muschelsterben vermutet werden könnte.

«Der Anstieg der natürlichen Muschelsterblichkeit zeigt uns, dass es irgendeinen Parameter in der Umwelt gibt, der dies verursacht, aber wir wissen nicht, was es ist, und wir können einen Parasiten nicht ausschließen»

«Wir betrachten die ozeanografischen Bedingungen und die Fütterungsbedingungen, aber wir wissen nicht, was die Ursache ist, und wir schließen nicht aus, dass es ein Parasit sein könnte», erklärt Jorge Baro. Was die Experten im Fall der «Concha fina» am meisten überrascht, ist die Geschwindigkeit, mit der die Venusmuschel verschwunden ist: «Es geschah plötzlich, in nur wenigen Jahren, was unmöglich vorherzusehen war», betont Baro.

Entwarnung für Überfischung

Der IEO-Forscher aus Málaga schließt die Möglichkeit aus, dass Überfischung die Ursache für das Venusmuschelsterben ist. Bei dem Verschwinden der Jakobsmuscheln und der warzigen Venusmuschel hingegen könne das Einfluss gehabt haben.

Ein Fischer aus Fuengirola blickt zurück: «In zwei Stunden kehrte früher ich mit 800 Kilo Venusmuscheln in den Hafen zurück, es gab Stellen, an denen es so viele gab, dass die Boote nicht mehr durchkamen». Auch der Fang an Jakobsmuscheln war seinerzeit so groß, dass sie sogar tonnenweise nach Galicien exportiert wurden. Einige Fischer versichern, dass sie heute zwar junge Concha-Fina-Muscheln und andere Arten im Meer sehen, diese aber nicht zum Erwachsenenalter heranwachsen.

Die Bedingungen für all diese Weichtiere sind entlang der Küste nicht überall gleich. In Küstennähe leben Coquinas (Sägezahnmuscheln) und Chirlas (Gestreifte Venusmuscheln), während die Concha fina-Muscheln und die warzigen Venusmuscheln aus tieferen Gewässern stammen. Das lässt die Forscher vermuten, dass die Ursache nicht vom Land aus ins Meer gelangt, «denn diese küstennahen Arten wären am stärksten gefährdet», so Baro.

Die einzige Erkenntnis bislang: «Im Meer vor der Küste geht etwas vor sich.» Vielleicht sei ein Parasit der Übeltäter, vielleicht gebe es eine andere Ursache und vielleicht kämen auch «multiplikative Faktoren zusammen», warnt Baro.

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