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Ignacio Lillo
Málaga
Samstag, 7. Juni 2025
Science Fiction ist es schon lange nicht mehr: Schon bald sollen die ersten elektrischen Flugtaxis für Passagiere vom Flughafen Málaga zu Zielen entlang der Costa del Sol und anderen nahegelegenen Städten starten. Zunächst noch mit Piloten an Bord, mittelfristig aber völlig autonom. Der Flughafen von Málaga wird dann zu den ersten Einrichtungen in Spanien gehören, die diese Drohnen-Dienste anbieten, denn seine Fachkräfte führen die Entwicklung dieser neuen Luftmobilität landesweit an. Im Zentrum für Forschung&Entwicklung Enaire in Madrid wurde mit der ersten Testphase mit Simulationen für eVTOL-Fahrzeuge begonnen. Die Abkürzung steht für 'electric Vertical Take-Off and Landing Aircraft', also für elektrisch angetriebene Fluggeräte, die senkrecht landen und starten können.
An den Tests nehmen die Hauptverantwortlichen des Kontrollturms vom Flughafen Málaga sowie Techniker der Flughafenbehörde Aena, Piloten und Luftfahrtingenieure teil. Sie alle gehören einer internationalen Arbeitsgruppe an. Die Tests wiederum sind Teil des F&E&I-Projekts Opera für einen einheitlichen europäischen Luftraum, an dem auch führende Luftfahrtunternehmen wie Indra sowie die Flughäfen und Kontrolltürme von Málaga und Granada beteiligt sind.
«Wir verfolgen die Integration von kommerzieller Mittel- und Langstreckenluftfahrt und der neuen städtischen und regionalen Mobilität, die Menschen in ein Dorf, ins Zentrum einer Stadt, zu einem Resort, der eigenen Villa und Finca bringen kann», erklärt Raúl Delgado, Kontrollturmkoordinator im Süden Spaniens für Enaire und einer der Experten, die das Projekt leiten. César Nava, Fachmann für diese Art von Drohnen im Innovationsteam von Aena, sagt: «Wir untersuchen, wie diese Integration im Fall von Málaga laufen könnte, analysieren einen U-Space-Korridor, also einen eigenen Luftraum für Drohnenflüge.» Kollege Delgado fügt hinzu: «Wir untersuchen, ob dieser Korridor innerhalb des U-Space-Raumes und abgetrennt vom kontrollierten Luftraum kontinuierlich mit operationellem Verkehr belegt werden kann.»
Beim ersten simulierten Flug wurde eine Route für eine künftige Verbindung zwischen den Flughäfen Málaga und Granada getestet. Dabei konnte bereits eine erste Frage über die Zukunft der Luftmobilität für Kurz- und Mittelstrecken beantwortet werden: die nach dem Standort des künftigen Vertiports, vergleichbar mit einem Heliport, jedoch für Flugtaxis ausgerichtet. Nach ersten Plänen von Enaire und Aena könnte der Start- und Landeplatz für eVTOL-Fahrzeuge zwischen der alten Piste 13 und der Umgehungsstraße 'Hiperronda' (A7) eingerichtet werden. Dort befinden sich auch der Langzeitparkplatz und das Frachtterminal. Nach den Flugsimulationen sagte Delgado: «Das könnte tatsächlich einer der möglichen Standorte sein.»
Die Drohnen-Route zwischen Málaga und Granada verlief beim Test in Richtung Playamar (Torremolinos) und von dort aufs Meer, um nicht mit den Starts und Landungen auf dem Flughafen in Konflikt zu geraten. Weiter ging es acht Kilometer an der Küste entlang, in Richtung Zementfabrik in La Araña und La Cala del Moral. Ab dort führte die Route wieder über Land über das Gebiet von Loja in Richtung Granada. Die Reise dauerte im Schnitt 35 bis 40 Minuten.
Bei diesen ersten Tests ging die Drohne in Flughafennähe auf eine Höhe von 500 Fuß (rund 150 Meter), was, so die Fachleute, «sehr niedrig» sei, um die An- und Abflugmanöver unterfliegen zu können. David González, Leiter des Kontrollturms am Flughafen Málaga, sagte beeindruckt: «Da sieht man auf dem Simulator ein Passagierflugzeug über dem Meer im Landeanflug und unten drunter sind die Flugtaxis unterwegs. Wie im Film…»
Die neuen E-Flugzeuge können bis auf 15.000 Fuß (4.500 Meter) aufsteigen, geplant ist jedoch, dass sie in tieferen Regionen unterwegs sind und bergiges Gebiet weitestgehend meiden. Auf der Strecke nach Granada sind sie über Land in einer Höhe von 1.000 bis 2.000 Fuß unterwegs, über dem Meer jedoch teils bis zu einer Höhe von 7.000 Fuß. Da es sich um E-Fahrzeuge handelt, spielen auch der Verbrauch und die ideale und effizienteste Flughöhe eine große Rolle.
Bei diesem F&E&I-Projekt orientieren sich die Fachleute an dem gleichen Technologiereifegrad wie die NASA. Das sogenannte Technology Readiness Level ist eine Skala zur Bewertung des Entwicklungsstandes einer neuen Technologie mit Blick auf deren Einsatz. «Die Skala reicht bis 9, dem maximalen Reifegrad. Wir wollen mit diesem Projekt Level 7 erreichen, was die Stufe just vor den echten Einsatztests ist. Bei 9 geht es in den Betrieb. Wir werden in jedem Fall einen hohen Reifegrad erzielen», ist sich Kontrollturmchef González sicher.
Während man sich bei den aktuellen Tests also noch an den maximalen Reifegrad herantastet, steht auch der Termin für den ersten realen Flug bereits fest: Januar 2026 – auch wenn dann noch ein konventioneller Hubschrauber zum Einsatz kommen wird und nicht, wie geplant, ein eVTOL. Der Grund: Wie bei allen Wettläufen um die Entwicklung bahnbrechender Technologien, gab es auch bei den Passagierdrohnen Rückschläge. Mitstreiter in der Initiative war das Unternehmen Lilium, das bereits bei der Zertifizierung seiner Fluggeräte war und für Januar eine elektrische Passagierdrohne liefern wollte. Doch Lilium ist pleite gegangen, wenngleich einige seiner Fachleute in das jetzige Projekt eingebunden wurden. Beispielsweise der deutsche Ingenieur Marvin Edelkamp, der jetzt als selbständiger Berater agiert. Auch der US-amerikanische Testpilot wurde übernommen.
Neben dem Projekt Opera wird in Málaga noch an einem weiteren Pionierprojekt im Rahmen des U-Space-Managements gearbeitet: Ensure. Mit Ensure geht es im Juni in den Simulator, um die Echtzeitsynchronisierung kontrollierter Flugräume für kommerzielle Flüge und Drohnenverkehr zu testen. Raúl Delgado, Kontrollturmkoordinator im Süden Spaniens für Enaire, sagt: «Wir können einen Korridor nur für Drohnen einrichten, der zwischen den Logistikzentren in Málaga und dem Stadtzentrum verläuft. Damit könnten Drohnen im Paketdienst eingesetzt werden.» Die Sicherheit sei garantiert. «Wenn uns plötzlich ein Ambulanzflugzeug oder ein Polizeihubschrauber um Durchflug anfragt, so können wir diesen Drohnenkorridor für diese Zwecke beanspruchen. Die Drohnen würden tiefer fliegen und Platz für den Hubschrauber machen», erklärt Delgado.
Aufgrund der Insolvenz des Luftfahrzeugentwicklers wird also beim ersten Testflug ein Hubschrauber zum Einsatz kommen, der jedoch genau die Route abfliegen wird, die jetzt erstellt wird. Insgesamt sollen dann fünf verschiedene Szenarien getestet werden. Drohnenexperte Nava erläutert: «Auf der Reifegradskala gelangen wir so fast auf die Einsatzebene. Mit einem Einsatz eines echten Flugzeugs in einer realen Umgebung, also außerhalb des virtuellen Raums, werden wir so einiges lernen.»
Sobald diese letzte Testphase überwunden ist, kann die Privatinitiative in Málaga an den Start gehen. An Interessenten mangelt es jedenfalls nicht. «Von unserer Seite aus wäre damit praktisch alles vorbereitet, um mit echten Testflügen zu beginnen», sagt Nava.
Soll es zunächst in Richtung Flughafen Granada gehen, können Flugtaxis künftig eigentlich überall landen, wo es einen Vertiport gibt.
Es gibt denn auch bereits erste Initiativen, um Vertiports in Stadtzentren einzurichten. Im Fall von Málaga ist das Projekt zwar noch in den Kinderschuhen, als Standort wird jedoch eine Plattform am San Andrés-Kai im Hafen ins Auge gefasst. Das wäre die beste Option in Altstadtnähe. Voraussetzung für die Einrichtung eines Vertiports ist das Vorhandensein von Hochleistungsladestationen. Da kommt es gelegen, dass die Hafenbehörde gerade an einem Plan für ein neues Umspannwerk arbeitet.
Wann genau die erste Passagierdrohne in Málaga in die Luft geht, ist derzeit noch unklar. Fest steht aber bereits, dass Málaga, sein Flughafen und seine Fluglotsen mit Hilfe von Enaire, Aena und Fachunternnehmen bei diesem Thema zu den Pionieren im europäischen Luftraum gehören werden. «Wir sind unter den fortschrittlichsten Ländern», versichert Delgado.
Auch wenn erste Tests die Flughäfen von Málaga und Granada über eine Passagierdrohnenroute miteinander verbinden, weil beide durch die Flughafenbehörde Aena verwaltet werden, liegt das größte kommerzielle Interesse doch auf der Einrichtung eines Flugtaxiservices zwischen dem Flughafen Málaga und Marbella sowie dem Rest der Costa del Sol. Laut den Fluglotsen handelt es sich dabei um eine leichter umzusetzende Route als die Strecke Málaga-Granada, die nun bei ersten Simulationen getestet wird. Der Grund: Beim Flug in Richtung Granada muss das komplette Einsatzgebiet des Flughafens Málaga durchflogen werden, während auf der Route nach Marbella außerhalb dieses Gebiets geflogen werden kann.
Techniker kalkulieren für die Reise nach Marbella eine Dauer zwischen 15 und 20 Minuten. Dabei müsse nicht besonders hoch geflogen werden, 2.000 bis 3.000 Fuß, also eine maximal Flughöhe von 1.000 Metern, reiche aus.
Flugkontrolleur César Nava vom Innovationsteam von Aena sagt: «Mit Hinblick auf die potenzielle Nachfrage ist es sehr wichtig, das alles in einer Hand zusammenläuft: die Dienste von der Flugsicherung Enaire, die Infrastruktur von Aena, die potenzielle Nachfrage und die Tatsache, dass viele Hersteller ihren Fokus auf Málaga gerichtet haben.» Raúl Delgado, Kontrollturmkoordinator im Süden Spaniens für Enaire, fügt hinzu: «Für diese Art von Neuentwicklungen ist das Ökosystem von Málaga das beste ganz Spaniens, wenn nicht ganz Europas.»
Auch der nationale eVTOL-Hersteller Crisalion steht in den Startlöchern. Es gibt bereits einen Vertrag mit dem in Málaga ansässigen Geschäftsreiseflieger iJet für den Einsatz von zehn Flugtaxis auf der Strecke Málaga-Marbella. Ab 2030 sollen diese Drohnen mit Platz für je fünf Passagiere in die Luft gehen. Delgado versichert: «Das ist eine große Chance für die Stadt und wir zählen auf die volle Unterstützung von Enaire und Aena, die uns das Kronjuwel von F&E zur Verfügung gestellt haben, all diese Ressourcen zu testen.»
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