Und niemand regt sich auf
Man muss nicht zurückblicken, um eine Person wie Trump als Witz zu empfinden
ANTONIO SOLER
Donnerstag, 2. Oktober 2025
Man muss nicht mal auf das letzte Jahrhundert zurückblicken, um eine Person wie Donald Trump als Witz zu empfinden. Dass jemand mit solchen Ansichten an der Spitze der nach wie vor führenden Weltmacht stehen kann, ist einfach unglaublich. Noch dazu, dass er demokratisch gewählt wurde. Oder dass die Argentinier für eine Person gestimmt haben, die eine Kettensäge als wichtigstes politisches Argument einsetzt. Nein, dieser Verfall der politischen Kultur war nicht abzusehen.
Soziologen können nun analysieren, warum es dazu gekommen ist. Soziale Netzwerke ersetzen die professionelle Presse, Populismus kennt keine Grenzen und Desinformation breitet sich paradoxerweise in einer Zeit aus, in der es einen unbegrenzten Zugang zur Information gibt. Das Ergebnis ist, dass die weltweit einflussreichste Person uns raten kann, Bleichmittel zu trinken, um Covid zu bekämpfen, und seinen Bürgern mitteilt, dass eine lange Schlange von Regierungschefs bereit ist, ihm den Hintern zu küssen. Oder vorschlägt, Gaza in ein Tourismus-Resort zu verwandeln, sobald die Bomben die einheimische Bevölkerung vertrieben haben. Und keiner regt sich auf.
Journalisten bedrohen, versuchen, die Pressefreiheit zu unterdrücken und Frauen demütigen. Im Oval Office vulgäre Shows veranstalten. Mit seiner Unbildung prahlen. Und damit nicht nur den Beifall seiner bedingungslosen Wähler ernten, sondern auch den eines Hofstaats aus Politikern, die ihm schmeicheln und versuchen, ihm nachzueifern. Ein Hofstaat der Wunder, angeführt vom Chef mit der Kettensäge, der mit dem Geist seines toten Hundes kommunizierte, sich damit brüstete, die Ministerien für Bildung, Kultur und Gesundheit zum Teufel zu jagen und die Korruption fördert. Geistige Brüder wie der ebenfalls korrupte und putschistische Bolsonaro. Messdiener wie Santiago Abascal, der spanische Vox-Chef, und Immobilienpartner und Totengräber wie Netanjahu. Mit dem israelischen Regierungschef teilt er die Schamlosigkeit. Während der Israeli darauf bedacht ist, die Nazis nachzuahmen, um eine Terroristengruppe wie die Hamas zu vernichten, unterstützt der Amerikaner das tägliche Massaker angesichts der Frustration der Weltöffentlichkeit. Und nichts passiert. Nun ja, doch. Trump könnte den Friedensnobelpreis erhalten.