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Blick auf El Recuenco, das Dorf in Guadalajara, das jemanden sucht, der die Dorfkneipe übernimmt. VOCENTO
Neue Initiative

Leben im 'entvölkerten Spanien': Eine Bar für 162 Euro Pacht im Monat

Das kleine Dorf El Recuenco sucht einen Pächter für seine einzige Taverne und verspricht auch Hilfe bei der Suche nach einer Bleibe

JUAN VICENTE MUÑOZ

El Recuenco

Montag, 13. Oktober 2025

«Die Bar ist nicht nur ein Lokal. Sie ist das Herz, das jeden Tag schlägt, weil wir uns hier treffen, lachen, feiern und ohne sie wäre nichts mehr wie zuvor.» So sieht es Enrique Collada, Bürgermeister von El Recuenco, einem kleinen Dorf in der Provinz Guadalajara, das jemanden sucht, der die kommunale Restaurant-Kneipe, das einzige Lokal in dieser Gemeinde mit 64 gemeldeten Einwohnern, deren Zahl sich an Wochenenden und Feiertagen vervielfacht, übernehmen möchte. Die Taverne wird für vier Jahre zu einem Preis von 162 Euro pro Monat verpachtet, die ersten neun Monate wird gar keine Pacht erhoben. «Wir sprechen hier nicht von einem Geschäft wie jedem anderen», betont der Bürgermeister dieses entvölkerten und vergessenen Winkels Spaniens und lädt Interessenten ein, «unverzichtbar für unser Dorf zu werden und der Schlüssel zu einem Ort zu sein, an dem immer jemand auf dich wartet».

Collada hat in den sozialen Medien ein Video über das Dorf und die Bar gepostet, in dem er betont, dass El Recuenco nur zwei Stunden von Madrid entfernt und «von Natur umgeben» ist. «Wir suchen jemanden, der eine Vorbildfunktion übernehmen, als Gastgeber fungieren und das Dorf voranbringen möchte und der hier die Chance seines Lebens bekommen kann», fügt er hinzu und verpflichtet sich zudem, bei der Suche nach einer Wohnung zu helfen.

Interessierte können ihre Anträge bei der Gemeindeverwaltung einreichen. Es gelten folgende Voraussetzungen: keine ausstehenden Zahlungen oder Verpflichtungen gegenüber Finanzamt und Sozialversicherung, Nachweis einer Mindestbonität von 1.684 Euro zur Deckung der Kaution und Zahlung von sechs Monatsmieten, also 972 Euro.

Viel Platz

Das Lokal, in dem alle Einwohner Platz finden, ist in einem hervorragenden Zustand. Vor einem Jahr wurde es von der Stadtverwaltung um einen Restaurantbereich und einen Lagerraum erweitert. Ein weiteres Projekt zur Wiederbelebung dieses Dorfes, das seine Blütezeit im 17. und 18. Jahrhundert erlebte, als seine Öfen große Mengen an Glas produzierten und damit mit Cadalso de los Vidrios (Madrid) konkurrierten. Die Qualität war so gut, dass Felipe V. anordnete, in El Recuenco die Fenstergläser für das Kloster El Escorial sowie die Weinkrüge und die Behältnisse für die Königliche Apotheke herstellen zu lassen.

Der letzte Ofen wurde zu Beginn des 20. Jahrhunderts geschlossen, als El Recuenco mit 661 Einwohnern die höchste Bevölkerungszahl seiner Geschichte aufwies. Dann kam die Abwanderung, vor allem nach Madrid. Heute, mit 64 gemeldeten Einwohnern, sucht man nach einem Weg, um das Aussterben des Dorfes zu verhindern. So wurden im Januar zwei frisch renovierte Wohnungen für 250 Euro Monatsmiete angeboten. Die Idee ging auf, und zwei Familien mit zwölf Mitgliedern zogen ins Dorf, die Hälfte davon im schulpflichtigen Alter.

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