Ausgrabungen bestätigen: Cerro del Villar war das «Industriegebiet» von Malaka
Die Ergebnisse der aktuellen Kampagne auf der alten Guadalhorce-Insel zeigen, dass der Hügel bis in die Römerzeit genutzt wurde
Paco Griñán
Málaga
Montag, 29. September 2025
Auf der anderen Seite der Straße liegt das Industriegebiet Villa Rosa, und danach folgen die Industriegebiete Guadalhorce, Santa Teresa, San Luis und El Viso. Zwar scheint es sich bei expandierenden Handels- und Logistikzentren eher um ein moderneres Phänomen zu handeln, Fabriken und Werkstätten aber hat es in diesem Gebiet von Málaga schon seit Urzeiten gegeben. Sie sind so alt wie die Stadt selbst und haben ihren Ursprung im Cerro del Villar. Dies haben auch die aktuellen Ausgrabungen auf der alten Insel an der Mündung des Guadalhorce-Flusses bestätigt. Mehr noch: Sie zeigen, dass das Gebiet nach katastrophalen Fluss- und Meeresüberschwemmungen nicht aufgegeben, sondern umgestaltet wurde.
Archäologen sprechen heute von einer kontinuierlichen Besiedlung der Region, allerdings sei die archaische Siedlung aus phönizischer Zeit in in der punischen Epoche in eine große Töpferei und später in eine römische Fabrik für gesalzenen Fisch umgewandelt worden. Eine Art Industriegebiet also, das das benachbarte Malaka versorgte, wo sich die Bewohner des Cerro del Villar während seiner Blütezeit (8. bis 6. Jh. v. Chr.) niedergelassen hatten.

«Cerro del Villar ist nie ganz verlassen worden. Schon die Entdeckung eines Ofens aus dem 5. Jahrhundert vor Christus durch Archäologin María Eugenia Aubet hatte darauf hin gedeutet, dass die Stätte kontinuierlich bewohnt war», erklärt Bartolomé Mora, Professor für Archäologie an der Universität von Málaga (UMA), auf der zweiten Konferenz zur Verbreitung allgemeiner archäologischer Forschungsprojekte in Andalusien. Sie war vom regionalen Kulturministerium im Museum von Málaga organisiert worden.
Zusammen mit dem Leiter der Ausgrabungen, José Suárez, und den Fachleuten Antonio Sáez und Carmen Alañón präsentierte das Forscherteam die Ergebnisse der vierten Kampagne, die von der Junta de Andalucía gefördert und von der UMA geleitet wird. Unterstützung gibt es von der Stadtverwaltung, der Provinzverwaltung, der Stiftung Fundación Málaga sowie von andalusischen und internationalen Universitäten wie Marburg (Deutschland) und Chicago. Auch Experten des Wissenschaftsrats CSIC begleiten das Projekt.
Große Neuheiten gibt es in diesem Jahr bei den Ausgrabungen im Sektor 14, der sich im Süden der alten Insel befindet. Dort werden die jüngsten Phasen der Besiedlung untersucht. Professor Mora erklärte, bislang habe die brillante Siedlungsplanung mit ihren Gebäuden und Straßen alle Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Nun aber würden im Randbereich der Ausgrabungsstätte «die Überreste eines großen Töpferzentrums aus dem 5. Jahrhundert vor Christus« ans Tageslicht kommen. Anhand der großen Menge von Produktionsabfällen gehe man davon aus, »dass Cerro del Villar ein großes Töpferindustriegebiet des phönizisch-punischen Stadtstaates Málaga war».
Überraschung
Die Vorstellung von der alten Insel des Guadalhorce als produktiver Raum wird auch von dem Archäologen, UMA-Professor und Leiter der Ausgrabungen, José Suárez, geteilt. Er berichtet, dass im 6. Jahrhundert vor Christus «die Familien der Oligarchie von Cerro del Villar nach Málaga zogen», konkret in das Gebiet um das heutige Picasso-Museum, den Hügel der Alcazaba-Festung und das Rektorat. Sie seien auf der Suche nach stabilerem Baugrund am Ufer des Guadalmedina in der heutigen Provinzhauptstadt gewesen. Die Töpferindustrie auf dem Cerro del Villar sei später durch die römischen Pökelfischanlagen ersetzt worden, in denen bis zum Beginn des 5. Jahrhunderts gesalzener Fisch hergestellt wurde. Insgesamt habe die Besiedlung also über ein Jahrtausend angedauert.
Im Ausgrabungssektor 14 befindet sich auch die Saline aus der römischen Kaiserzeit. Dort werden in der aktuellen Kampagne zwei weitere Becken freigelegt. Dabei kam es auch zu einer Überraschung. «Wir hatten das Glück und konnten bei einer stratigraphischen Untersuchung der Becken an einem Ende des Geländes eine Mauer mit der gleichen Ausrichtung wie die phönizischen Bauten im nördlichen Teil der Insel entdecken», so Archäologe Bartolomé Mora. Das zeige, dass «die phönizische oder phönizisch-punische Besiedlung in diesem äußersten Sektor im Süden der Insel fortgesetzt wurde». Nun seien weitere Ausgrabungen erforderlich, um diese Entdeckung zu datieren. «Im gleichen Bereich haben wir die Verbindung zwischen der phönizischen und der römischen Welt gefunden», freute sich der Forscher.
Eine Begeisterung, die auch Antonio Sáez, Professor für Archäologie an der Universität Sevilla, teilt. Er illustrierte die Entdeckung des Töpferzentrums aus punischer Zeit mit Belegen für einen Brennofen und «Tausender» defekter Keramikgegenstände, die wohl nicht den Qualitätsstandards entsprachen und dort zu einem kleinen Hügel aufgeschüttet worden waren. Heute ist es ein gewaltiger Berg an Informationen für die Forscher, gibt Einblicke von der Art der Amphoren und Gefäße bis hin zum Material, aus dem sie hergestellt wurden.

Die defekten Keramikstücke wurden auf einer Fläche von mehr als 40 Quadratmetern ausgegraben. Die Experten zweifeln nicht daran, dass es einen gewissen «handwerklichen Rausch während einiger ganz bestimmter Jahrzehnte gegeben hat, die wir zwischen dem Ende des 6. und der ersten Hälfte des 5. Jahrhunderts vor Christus ansiedeln können».
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