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Tod von Friedländer

Stimme der Versöhnung

Margot Friedländers Botschaft der Toleranz ist nicht nur für Deutschland von hoher Aktualität

UWE SCHEELE

Freitag, 16. Mai 2025

In Deutschland war sie eine regelrechte Ikone des Erinnerns, des Mahnens und der Versöhnung. Vergangene Woche ist Margot Friedländer im Alter von 103 Jahren gestorben. Ihren letzten Lebensabschnitt widmete sie einer Mission: für die zu sprechen, die es nicht geschafft hatten, die den Nazi-Terror nicht überlebt hatten und gleichzeitig ihre versöhnliche Hand auszustrecken in dem Land, in dem ihre gesamte Familie ermordet worden war. Ihr Auftrag für die Zukunft: «Seid Menschen!»

Sie setzte sich für die Aussöhnung der Religionen, ein friedliches Miteinander ein, denn ein weiteres Credo Friedländers lautete: «Es gibt kein christliches, muslimisches oder jüdisches Blut – es gibt nur menschliches Blut.» Vielleicht sahen das die Bewohner Córdobas vor rund 1.000 Jahren ähnlich. Im friedlichen Zusammenleben von Muslimen, Juden und Christen erlebte das maurische Al Andalus und insbesondere das Kalifat von Córdoba eine beispiellose Entwicklung. Kultur und Wissenschaft blühten auf. Ärzte operierten bisher unheilbare Erkrankungen, Astrolabien und Landkarten ermöglichten spätere Entdeckungsfahrten, die Stadt, mit bis zu einer Million Einwohnern seinerzeit größte Stadt der Welt, hatte fließendes Wasser und Straßenbeleuchtung.

Die Toleranz der Andalusí-Kultur ist immer noch ein Vorbild. Allerdings mahnt auch die Geschichte Córdobas, dass aller Glanz von sinnlosen Kriegen zerstört werden kann. Die Palaststadt Medina Azahara, von den umayyadischen Kalifen ab 936 vor den Toren Córdobas errichtet, hatte nicht einmal 100 Jahre Bestand und wurde am Ende eines Bürgerkriegs zerstört. In der Folge griff religiöse Intoleranz auch auf der Iberischen Halbinsel um sich.

Die Welt zu entwaffnen ist ein wahrhaft frommer Wunsch des neuen Papstes Leo. Dazu ist zunächst die Rückbesinnung auf die Menschlichkeit erforderlich. Wenn Verbrechen gegen die Menschlichkeit verübt wurden, wie im Ukraine-Krieg, aber auch im Gazastreifen, kann darüber nicht einfach hinweggesehen werden. Internationale Gerichtshöfe müssen über die Verbrechen und die Beschuldigten urteilen. Erst dann kann eine Versöhnung stattfinden. So wie die von Margot Friedländer mit Deutschland.

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